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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Rüttenauer, Benno: Hans Christiansen und sein Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0068
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6o

B. Rüttenauer—Mannheim:

HAUS CHRISTIANSEN.

Sache gerade in der Kolonie viel Schaden
gestiftet. Während ich dies schreibe, wird
mir gegenüber, gerade vor meinen Augen,
die Mannheimer Festhalle, von Bruno Schmitz,
gedeckt. Das sind auch grüne Ziegel. Sie
sind jedoch von einem rostartigen Braun wie
geflammt und wirken wunderbar ruhig. So
hätte ich sie dem Christiansen'schen Hause
gewünscht. Wäre aber eine Mischfarbe in
seinem Karakter gewesen?

Das Ornament des Erkers ist, wie schon
angedeutet, nicht gemalt, sondern ist Glas-
Mosaik. Auch hier wird man dem Künstler
gern glauben, dass der allzurote Fleischton
der Figuren gegen seine Absicht so heraus-
gekommen ist. Hergestellt ist diese Mosaik
von der Mosaik - Fabrik Wilh. Schmitz in
Rüttenscheid bei Essen, das Opaleszent-Glas
dazu lieferte die Glasfabrik Ferd. v. Poschinger

zu Buchenau in Bayern.
— Wir wenden uns dem
Eingange zu. Unter einem
seitlichen Vorbau, von
hohem Bogen-Ausschnitt
seitlich erhellt, führt, an
die Wand angelegt, die
Treppe zum Haupt-Ein-
gang und mündet zunächst
auf einem dreiseitig um-
wandeten Vorplatz. Diese
Lösung ist, architektonisch
betrachtet, äusserst reiz-
voll. Nur Christiansen's
Malerei wirkt hier weniger
befriedigend als sonst. Die
schweren, tiefen Farben,
mit den aussergewöhnlich
grossen Rosen - Mustern,
machen den ohnehin nicht
sehr weiten Raum für
unsere Empfindung noch
enger. Dieses blutige Rot,
so nahe an's Auge gerückt,
benimmt uns das Sehen,
und fast hat man das Ge-
fühl, als ob es einem auch
den Atem benähme. —
Man atmet auf, wenn man
durch das kleine Vestibül
in die Halle tritt. Nur mit
freudigem Gefühl kann man diese Schwelle
übertreten. Der schöne Raum übertrifft alle
Erwartung. Er wirkt zugleich gross und
heimelig. Er wirkt vor allem stimmungsvoll.
Hier hat Christiansen gezeigt, dass er nicht nur
farbig, sondern dass er auch tonig wirken
kann, wenn es ihm darum zu thun ist. Die
Töne bilden hier einen unendlich beruhigen-
den Moll-Akkord: ein stumpfes tiefes Grün
(im Eichenholz), ein samtartig sanftes Grau
(im Ahornholz) und beide von einem domi-
nierenden Blau, von den Wänden her über-
schimmert. Zwei Malereien an diesen Wänden,
eine poetische Landschaft und ein stimmungs-
reiches symbolisches Figurenbild, klingen
mit diesem Akkord vollkommen zusammen.
Auch ihre Wirkung ist Ruhe, Stille der
Seele. Licht erhält die Halle durch ein
grosses Fenster - Viereck, bestehend aus

Kamm in der Halle.
 
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