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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Christ, W.: Die Werke Hans Sandreuter's - Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0208
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196

W. Christ—Basel:

HANS SANDREUTER. BASEL 1893.

Besitzer: Herr W. Sarasin-Iselin—Basel.

Kinder-Porträt.

Schulen und an den belebenden Einfluss der
Universität, Basels Stolz und Zier, die sich
nie enge abschloss, sondern die zu allen
Zeiten ihr Licht auf mancherlei Weise unter
die Bürgerschaft zu bringen wusste.

Ein Lehrer der Baseler Hochschule, Prof.
Wilhelm Wackernagel, der bekannte Ger-
manist, Vorsteher der öffentlichen Kunst-
Sammlung, hat unter den Ersten auf Böcklin's
grosses Talent aufmerksam gemacht und
seinem Einflüsse verdankt es Basel, wenn
es heute in seinem Museum und in Privat-
Sammlungen die schönsten Werke aus der
frühesten Periode des grossen Meisters besitzt.
Keine zweite Stadt der Welt besitzt deren
überhaupt so viele wie Basel. Allerdings auf
Wackernagel folgten in den führenden Kreisen
andere Namen, Männer von grösster Bildung,
aber einseitiger Kunst-Anschauung; Leute,
die sich anfangs für Böcklin interessierten,
die sich aber in der Folge von ihm mehr
und mehr zurückzogen, je mehr seine grandiose
Eigenart hervortrat, ja die ihn schliesslich
während langer Jahre einfach ignorierten.

Es ist die Zeit, wo es übrigens, zum
Tröste für Basel sei es gesagt, auch anderorts
um das Verständnis von Böcklin's ungewohnter
Kunst um kein Haar besser bestellt war.
Es gibt ja auch heute noch Leute, die ihn
nicht verstehen, nicht verstehen wollen.

In diese traurige Epoche, Ende der 70 er
und Anfangs der 80er Jahre, fällt das erste
öffentliche Auftreten Sandreuter's. Konnte
der erste Schüler, der Liebling Böcklin's, er-
warten, dass man seinen Schöpfungen mehr
Interesse entgegenbringe, als denen seines
Meisters? Keineswegs, denn sie verrieten
zu sehr seine Schule, waren sie doch in
München und Florenz unter des Meisters
Augen entstanden. An der Presse fand er
keine Stütze, eher das Gegenteil. Die Folge
davon waren Mangel und Not. Aus Rom
schreibt er noch 1882, er beneide seine
Landsleute, die wohlgenährten päpstlichen
Schweizer-Garden, die hätten genug zu essen
und freie Zeit zum Malen, wenn sie es ver-
stünden. Es kam in jenen Jahren ab und
zu vor, dass Sandreuter, um die Ausgaben
für Leinwand und Chassis zu sparen, ein
 
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