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Johannes Gaulke: Moderne Städte-Bilder.
CAKI. MAX REliEL—BERLIN.
» Abend-Landschaft*. fiSgy.J
Geschäfte zu machen sind, klugerweise unter-
lassen. Berlin hat höhere künstlerische Am-
bitionen. Einzelne Warenhäuser schmücken
ihre Fassaden, die eigentlich nur ein einziges,
durch wenige Zwischenglieder unterbrochenes
Schau - Fenster bilden, mit figürlichen und
ornamentalen Motiven, die einer entlegenen
Stil-Ara angehören. Einen Typus der Stil-
widrigkeit stellt das Tietz'sche Warenhaus dar,
wo die überall durchklingende leichte Eisen-
Konstruktion teilweise mit den schwersten
Sandstein-Gebilden eingekleidet ist. Einheit-
licher in der Wirkung ist das Wertheim'sche
Haus, das in der Fassade den sich aus der
Konstruktion ergebenden Karakter gewahrt
hat. — Mit den Warenhäusern künden die
Hochbahn-Bauten eine neue Stilperiode an.
Die Erbauer der neuen Hochbahn haben
aber ebenfalls die stilistische Entwickelungs-
Möglichkeit ihres Materials, des Eisens, nicht
immer berücksichtigt. Statt die karakte-
ristischen Eigenarten der Eisen-Konstruktion
auszunutzen und die sich aus ihr ergebenden
Motive dekorativ auszugestalten, haben die
Architekten sich wiederum gemüssigt ge-
sehen, den Eisen-Körper, wo es nur anging,
mit einem Schau-Gerüst zu verkleiden. So
sind die Halte - Stellen, die sich hätten zu
lustig bewegten Eisen - Pavillons gestalten
lassen, zu Sandstein-Bauten erweitert, die in
dem denkbar schärfsten Gegensatz zu dem
langgestreckten Hochbahn - Körper stehen.
Und um das Maass der Stilwidrigkeit voll
zu machen, sind die Strassen-Übergänge mit
gänzlich unmotivierten Obelisken geschmückt.
— Es dürfte wohl noch eine geraume Zeit ver-
gehen, ehe das Kaiserwort sich verwirklicht:
Berlin soll die schönste Stadt auf dem Erden-
rund werden. Was auch immer in neuerer
Zeit in Angriff genommen ist, entweder trägt
es den Karakter des Provisorischen oder der
Effekthascherei. Darüber können uns einige in
sich abgerundete architektonische Leistungen
nicht hinwegtäuschen. Johannes Gaulke. *
Johannes Gaulke: Moderne Städte-Bilder.
CAKI. MAX REliEL—BERLIN.
» Abend-Landschaft*. fiSgy.J
Geschäfte zu machen sind, klugerweise unter-
lassen. Berlin hat höhere künstlerische Am-
bitionen. Einzelne Warenhäuser schmücken
ihre Fassaden, die eigentlich nur ein einziges,
durch wenige Zwischenglieder unterbrochenes
Schau - Fenster bilden, mit figürlichen und
ornamentalen Motiven, die einer entlegenen
Stil-Ara angehören. Einen Typus der Stil-
widrigkeit stellt das Tietz'sche Warenhaus dar,
wo die überall durchklingende leichte Eisen-
Konstruktion teilweise mit den schwersten
Sandstein-Gebilden eingekleidet ist. Einheit-
licher in der Wirkung ist das Wertheim'sche
Haus, das in der Fassade den sich aus der
Konstruktion ergebenden Karakter gewahrt
hat. — Mit den Warenhäusern künden die
Hochbahn-Bauten eine neue Stilperiode an.
Die Erbauer der neuen Hochbahn haben
aber ebenfalls die stilistische Entwickelungs-
Möglichkeit ihres Materials, des Eisens, nicht
immer berücksichtigt. Statt die karakte-
ristischen Eigenarten der Eisen-Konstruktion
auszunutzen und die sich aus ihr ergebenden
Motive dekorativ auszugestalten, haben die
Architekten sich wiederum gemüssigt ge-
sehen, den Eisen-Körper, wo es nur anging,
mit einem Schau-Gerüst zu verkleiden. So
sind die Halte - Stellen, die sich hätten zu
lustig bewegten Eisen - Pavillons gestalten
lassen, zu Sandstein-Bauten erweitert, die in
dem denkbar schärfsten Gegensatz zu dem
langgestreckten Hochbahn - Körper stehen.
Und um das Maass der Stilwidrigkeit voll
zu machen, sind die Strassen-Übergänge mit
gänzlich unmotivierten Obelisken geschmückt.
— Es dürfte wohl noch eine geraume Zeit ver-
gehen, ehe das Kaiserwort sich verwirklicht:
Berlin soll die schönste Stadt auf dem Erden-
rund werden. Was auch immer in neuerer
Zeit in Angriff genommen ist, entweder trägt
es den Karakter des Provisorischen oder der
Effekthascherei. Darüber können uns einige in
sich abgerundete architektonische Leistungen
nicht hinwegtäuschen. Johannes Gaulke. *