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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Endell, August: Originalität und Tradition
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0307
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August Endell—Berlin:

AUGUST ENDELL—BERLIN

Bureau-Möbel der Firma Schiffer & Sohn.

Wirkung voraus, sie verlangt unbedingte
leidenschaftliche Hingebung und Ehrfurcht.
Sie ist aber nicht das Produkt fahrigen Genie-
tums oder gar unverhofft hereinbrechender

AUGUST ENDELL—BERLIN.

Lehn-Stuhl.

»Stimmungen«. An dem Bedürfnis nach
Stimmung kann man den Dilettanten tot-
sicher erkennen.

Freilich ist die Erlernung des Kunst-
Handwerks sehr erschwert dadurch, dass
wir eben keine überlieferten Regeln und
Gesetze haben, und es muss darum unser
ernstestes Bestreben sein, dieselben zu ge-
winnen und für ihre allgemeine Verbreitung
zu sorgen. Dazu gehört vor allen Dingen
eine genaue Darstellung der Hilfsmittel und
Methoden, wie man Natur studiert, wie man
Anregung bei vergangenen und fremden
Kulturen zu suchen hat, und vor allem eine
systematische Formen- und Farben-Kenntnis.
Natürlich keine allgemeine Sentenzen, auch
nicht die bis zum Überdruss wiederholten
ästhetisierenden Sprüchlein von der »Kon-
struktion«, von der »Einfachheit«, von der
»Material-Echtheit«, von der »Zweckmässig-
keit« , vom goldenen Schnitt und ähnlichen
schönen Sachen mehr. Auch keine Philo-
sopheme von männlicher und weiblicher
Kunst, von der Darstellung der Ideale oder
der Verkörperung welthistorischer Ideen oder
gar des Kosmos selber und der Weltschöpfung
überhaupt. Wir brauchen vielmehr klare,
nüchterne Antwort auf die Fragen, die die
 
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