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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Klein, Rudolf: Die Grosse Berliner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0030

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PROF. HERMANN' GÜHLER—KARLSRUHE.

GEMÄLDE: > HEIM VENUS-TEMPEL

DIE GROSSE BERLINER

L^ber die große Berliner Kunstausstellung
) schreiben, ist für den ernsten Kritiker,
handelt es sich nicht um Sonderabteilungen,
selten eine Freude, und die Mühe, einigermaßen
gewissenhaft — der Ausstellungsbesucher macht
sich von der Arbeit kaum eine Vorstellung —
aus den 2500 Nummern das Akzeptablere
herauszunehmen und zu werten, ist ihm kaum
zu vergelten. Begnügen sich die meisten doch
mit einer Aufzählung von Namen, die durch die
stets gleichen Redensarten in Zusammenhang
gebracht werden. Ein größeres Publikum wird
nicht leicht verstehen, warum der Kunstkenner
an dem dort Gebotenen keinen Gefallen findet —
die Bilder sind doch alle so schön — und hält eine
Ablehnung für die Folge eines Parteistandpunk-
tes, von dem aus nun diesen Künstlern Unrecht
geschehe. Doch dem ist durchaus nicht so,
und wir sind nichts weniger als einseitig, denn

KUNST-AUSSTELLUNG.

wir schätzen die gute Kunst jeder Richtung,
neben Cezanne z. B. unseren Oberländer. Der
Grund aber für die Ablehnung des Kenners und
den Beifall des Laien ist da zu suchen: es ist
heute nichts seltener, als die Erziehung des
Auges; daher noch weniger gute Kritiker als
gute Maler. Spielt ein Musiker einen falschen
Ton, so hört dies jeder Musikalische heraus, er
braucht sonst garnicht allzuviel von Kunst zu
verstehen; setzt aber der Maler einen „fal-
schen Ton" auf die Leinwand, — am Lehrter
Bahnhof ist dies die Regel — so sehen es die
wenigsten. Und weil sie es nicht sehen, —-
was wäre auch schwieriger? — bleiben diese
Bilder für sie doch schön. In der Musik ist es
ja das gleiche: den Unmusikalischen entzückt
die Melodie, auch wenn sie noch so unrein ge-
spielt wird. Er kennt den Unterschied nicht.
Zwischen den Bildern am Lehrter Bahnhof und

1912 13. L 2.

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