Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Ramón und Valentin de Zubiaurre, Madrid
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0046

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VALENTIN DE ZUMAURRE.

»BAUER AUS SEGOVTA«

RAMON UND VALENTIN DE ZUBIAURRE-MADRID.

Baskische Erde und die Meisterwerke der
spanischen Vergangenheit — das sind die
nährenden Elemente in der Kunst der Brüder
Zubiaurre. In unseren internationalen Aus-
stellungen sind sie längst gerngesehene Gäste,
in Paris und Berlin haben sie ihre Triumphe ge-
feiert, der Erfolg hat ihr Schaffen vielseitig ge-
krönt. Wohl gerade deshalb, weil ihre Kunst
von vornherein national war und blieb. Der
Ernst, die Strenge spanischen Wesens, das eher
zur Härte als zur Liebenswürdigkeit neigt,
treten stark hervor. Scharf und tief gekerbt
wie die Züge der baskischen Bauern, die den
Brüdern so oft als Modelle gedient haben, ist
auch das Antlitz dieser Kunst, herb, verschlossen
und voll pompöser Repräsentation ihre Haltung.
Die spanische Kunst, die Dichtung nicht ausge-
schlossen, kennt nicht das pikante Flirren des
Lichtes, kennt nicht das gallische Lächeln und
nicht die tiefe germanische Süße eines von Grund
aus malerisch erfaßten Weltbildes. Ihr Grund-

zug ist Herbheit und Härte, düstere Pracht und
Vornehmheit der Gebärde, Armut der Abstu-
fungen und Vorherrschaft des Zeichnerischen.

In diesen Gemälden der Brüder Zubiaurre
gehen die Linien einen unbestechlich klaren und
strengen Gang; klar und großflächig sitzen die
Töne nebeneinander, für welche in der Haupt-
sache das graugelbliche Grün des Apfels cha-
rakteristisch ist. Das Momentane der Erschei-
nung aufzufassen, lehnt diese Kunst von vorn-
herein ab. Sie ist auf das Ewige, das Dauer-
bare der Objekte eingestellt, mithin in ihrem
Charakter wesentlich idealistisch angelegt. Den
Reiz der Bewegung scheint sie nicht zu kennen;
es sind immer die Augenblicke tiefer innerer
und äußerer Ruhe, in denen sie ihre Menschen
erfaßt: Bauern beim Gebet, im beschau-
lichen Trunk, Menschen, die zu wissen scheinen,
daß man sie porträtiert und die daher alle
Sammlung der Seele aufbieten, damit in ihren
Zügen das Innere kräftig nach außen trete.

1912/13. 1.4.
 
Annotationen