Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Ramón und Valentin de Zubiaurre, Madrid
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ramön und Valentin de Zubiaurre- J[adrid.

Schwergewicht nicht auf dem malerischen Reize,
sondern auf dem kompositioneilen Wohllaut
liegt. Wie allen Idealisten ist ihnen das lineare
Element das Wertvollste, bauen sie ihre Bilder
nach strengen architektonischen Grundsätzen
auf. Sehr oft bedienen sie sich der Silhouetten-
wirkung, besonders Valentin, der es liebt,
dunkle Figuren als große ruhige Flächen auf
hellen Grund zu stellen und so oft linienrhyth-
mische Wirkungen von beträchtlicher Kraft und
stiller Schönheit erreicht. —

Zum Schlüsse darf vielleicht noch ein weniges
über die Künstler selbst gesagt werden. Sie
entstammen einer alten baskischen Familie und
sind beide noch jung und im Anfange ihres
Weges. Valentin ist am 22. August 1879, Ra-
mön am 1. September 1882 geboren, der erstere
in Madrid, der letztere in einem kleinen Dorfe
Vircaya. Den lebhaften künstlerischen Impuls
verdanken die Brüder dem Vater, einem Musiker
von Rang und von großer Kraft der Begabung.

Ihre erste Ausbildung erhielten sie an der
Madrider Akademie; dann folgte ein mehrmo-
natlicher Studienaufenthalt in Paris. Reisen
führten die Brüder durch alle bedeutenderen
Kunstzentren Europas; hier sammelten sie, vor
den Meisterwerken alter und neuer Zeit, die
Eindrücke, die ihnen schließlich die Freiheit
gaben, nach ihrer Heimkehr ganz national und
eigenartig zu produzieren. Die Kenntnis alles
Fremden diente lediglich dazu, ihnen ihren er-
erbten Besitz an wurzelhafter Eigenart stärker
zu fühlen zu geben; nirgends sieht man sie in
ihrem Schaffen fremdem Einflüsse erliegen. Ich
kann die Bemerkung nicht unterdrücken, daß
hierin ein nachahmenswertes Beispiel für viele
unserer jungen Künstler liegt. Jedes Studium
des Fremden, das nicht die schärfere Heraus-
bildung der eigenen nationalen Art zum Haupt-
ergebnis hat, ist ein Schade, keine Förderung.
Alles Fremde soll unsere Eigenform stärken
und festigen, nicht auflösen, wilhelm michel.

33
 
Annotationen