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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Corwegh, Robert: Sascha Schneider, Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0257

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Professor Sascha Schneider—Florenz.

dessen stattlichere
und größer geartete
Schönheit, so un-
endlich reicher an
Ausbildungsmög-
lichkeiten, ganz in
den Hintergrund ge-
treten, um nicht zu
sagen, vergessen
ist." — Bei den
Plastiken kommt
auch das feine Kör-
pergefühl Schnei-
ders zum Ausdruck,
das er in den Ge-
mälden bewußt un-
terdrückt, um der
Fläche zu geben,
was der Fläche ist.
Auf ihr gibt es kein
Vorn und Hinten,
nur Rechts und
Links, Oben und
Unten. WasHodler
im Aulagemälde der
Universität Jena der
erstaunten Mitwelt
mit seinen parallel
laufenden Friesen
in nicht einwand-
freier, dennoch ge-
nialer Form bewei-
sen wollte, wird er-
füllt. Hodler schei-
terte daran, daß er
auf Licht und Schat-
ten innerhalb der
Figuren, damit auf
die dritte Dimen-
sion, nicht ganz ver-
zichtete. — Sascha
Schneider vermei-
det dieses, indem
er die Parallelper-
spektive in seinen
Gestalten mit heller
Frontal- und Paral-
lelbeleuchtung ver-
bindet. Da schwin-
den die Gegensätze
vonLichtund Schat-
ten, da ist alles
Helligkeit. — Zu
den Plastiken, deren
Form ansprechend,
gar leicht verständ-
lich sein dürfte,

PROFESSOR SASCHA SCHNEIDER —FLORENZ. BRONZE: »JUNGLING«

zumal ein Marmor
von der hohen
Schönheit des Gür-
telbinders, möchte
ich als erläuternde
Worte die folgen-
den des Künstlers
selbst setzen: „Me-
tall und Marmor
fordern ihr Mate-
rialrecht. Eine Fi-
gur in Kupfer ist
Metall, eine Gestalt
in Marmor — Stein.
Das heißt von vorn-
herein alleVersuche
aufgeben, aus dem
Metall oder Stein
eine „fleischige"
Wirkung oder eine
ähnliche Naturnach-
ahmung „heraus-
zukriegen". Weder
die Augen noch die
Fingernägel, noch
die roten Lippen
oder die Weichteile
können mehr das
sein, was sie in
Natur sind: Die
Augen sind weder
feucht, transparent
und mit weichen
Wimpern umsäumt,
noch sind die Finger-
nägel elastisch, oder
sind die Lippen rot,
und die Weichteile
dem Druck nach-
gebend — sondern
alles ist im Kunst-
werk durchweg
Stein oder Metall.
Am allermeisten
wandeln sich die
Haare, die nun eine
kompakte starre
Masse werden. Es
heißt vollständig
und bewußt über-
setzen." — Ob
dies dem Künstler
geglückt ist? Wer
möchte es vor dem
Gürtelbinder, vor
den Bronzen be-
zweifeln ?

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