Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

DOI article:
Burger, Fritz: Hanns Pellar, Darmstadt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0304

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hanns Pellar Darmstadt.































HANNS PELLAR—DARMSTADT.

TEMPERAGEMALDE : »SOMMERTAG«

Männlein und Weiblein, und doch fühlt sich das
Auge umfaßt von der großen, weiten, herrlichen
Welt. Pellar kennt nur den ewigen Frühling
in ihr, der auch die Mädchen im Reifrock und
den alten Mummelgreis in der Zopfperrücke
mit seinem Lebens- und Liebesdrang erfüllt und
über die Verschrobenheit aller Zopfigkeit hinweg
den Zopf selber ins Paradies seines Daseins
lockt. Deshalb hat dieser Tanz der bocksbeinigen
Waldungeheuer mit den Reifrockmädchen doch
auch eine reizende sinnbildliche Bedeutung,
die so feinsinnig, künstlerisch zum Ausdruck
kommt. Überall, wo dies Leben sich äußert,
tritt mit ihm auch der unerklärbare Rest seines

Geheimnisses mit auf den Plan, die dionysische
Freiheit des Naturlebens in der apollinischen
Strenge und stolzen Schönheit des Gesetzes.

Pellar ist Stuckschüler und ein oberfläch-
licher Betrachter könnte meinen, er imitiere
seinen großen Lehrer. Daß er ihm viel verdankt,
ist auch ganz unleugbar, und das Verdienst
wäre ja nicht gering, wenn es ihm gelungen
sein würde, etwas von der Klaue des Löwen
mit in seine Bilder herüber zu nehmen. Aber
er hat nichts von jener wilden Urwüchsigkeit
Stucks und dem stolzen Pathos seines klassi-
zistischen Wesens. Stuck liebäugelt mit der
homerischen Sonnenwelt, Pellar sieht, dichtet

290
 
Annotationen