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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Klein, Rudolf: Zur Psychologie der Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0360

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Zur Psychologie der Mode.

erfreut, die der Mann in den Tagen jenes
Herrentums kannte, da auch er das lange Kleid
trug und nur der Sklave die Hose, wie es bis
auf unsere Tage im Orient verblieben ist. Bei
uns hat sich das lange Kleid für den Mann
nur in symbolischer Bedeutung erhalten, um in
seinem Träger die herrschende wie Ehrfurcht
heischende Macht einer gewaltigen Institution,
sei es nun die des Gerichts oder der Kirche
sichtbar zu machen; daneben auf dem äußersten
Punkt der Parallelentwicklung, als denkbarster
Gegensatz dieses Würdenkleides, sich, gleich-
falls als Symbol, für die Stellung des Mannes,
der innerhalb der Gesellschaft für die vollendete

soziale Sicherung seines Dienertums seine letzte
Freiheit, d. h. die einer persönlichen Meinung
hingab, die Uniform herausbildete, als Zeichen,
daß er nur das Glied einer mächtigen, ihren
Einfluß in die entlegensten Gebiete ergießenden
Organisation ist. — Zwischen beiden steht das
Weib, als soziales Signum nach wie vor im langen
Kleide als jener Typen denkbarster Gegensatz,
indem es blieb, was jene anfangs waren, immer
sich selbst gleich, im Kampf und Streit der Mei-
nungen die unwandelbare Einheit; je strenger
der Mann unter dem Zwang der Zeit sein Kleid
uniformierte, je reicher übergoß es seinen
Schleier mit Blüten. — rudolf klein.

alb g essner
toiletten-
tisch aus
vorstehend
schlafzimm.
 
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