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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Zum Denkmalsproblem
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0403

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Zum Denkmalsproblem.

freie Naturform nachahmende Plastik haben
kann: architektonisch strenge Linien: Kontrast
freier Formen zu gebundenen, die Garantie für
ein künstlerisch Wirksames.

Aus dem Fehlen eben dieses Kontrastes ist
auch eine andere Art, Denkmäler aufzustellen,
die von unserer Zeit beliebt wird, nicht emp-
fehlenswert : Die Aufstellung in gärtnerischen
Anlagen. Auf der Zeichnung eines Architekten,
der sein Werk empfehlend hervorheben will,
ist die dunkelschattierte Baumgruppe der denk-
bar günstigste Hintergrund, in Wirklichkeit ist
sie es nicht. Abgesehen davon, daß sie durch
die Jahreszeiten in einem ständigen Wechsel
begriffen ist, sind ihre plastischen Naturformen
der Plastik ungünstig. Es tritt da ein Wettstreit
zwischen verwandten Formenarten ein, in dem
die menschlich begrenzten den göttlich unbe-
grenzten und ewig reichen der Natur unterlie-
gen. Dazu noch:

farblich wirken
Bronze und Marmor
auf Grün wenig er-
freulich. Ein wei-
teres: gärtnerische
Anlagen auf dem
Untergrunde von
Denkmälern, z.B. in
Form von Teppich-
beeten, sind wenig
ratsam. Abgesehen
davon, daß sie et-
was putzmacherisch-
kleinliches haben,
stören sie durch die
Kraft ihrer Viel-
farbigkeit und len-
ken das Auge ab.
Will man den Unter-
grund verzieren, so
wähle man die da-
für gegebenen Aus-
drucksmittel: Mo-
saik, Terrazzo oder
Quaderung. — Man
sollte für Denkmä-
ler-Aufstellung vor
allem den sozialen
Gesichtspunkt im
Auge haben. Sie
sind Ehrungen der
Allgemeinheit für
Geister, die sich um
die Allgemeinheit
verdient gemacht
haben. Man stelle
sie in diesem Sinne

GEORG KOLBE—BERLIN. AQUARELLSTUDIE »NEGER«

auf: nicht einzeln, nicht dorthin, wo der Verkehr
an ihnen vorüberhastet, wo die Pracht der Schau-
fenster die Augen magisch anzieht, nicht dort,
wo sich die Aufmerksamkeit um Pfennige dreht,
man gebe ihnen einen Platz, wo es möglich ist,
sie zu genießen. Man schaffe in den Städten
Ehrenplätze, wo man die Bilder aller derer,
die sich um Stadt und Volk verdient gemacht
haben, vereint: Zentralisation der Monumente
in einem großen Rahmen. Welche Vorteile
in künstlerischer und praktischer Beziehung!
Die Antike hatte ihre Fora. Wir könnten
ähnliches haben. Arbeiten wir darauf hin, die
Hauptwerke der Architektur, die öffentlichen
Gebäude um einen Platz zu gruppieren und
räumen wir diesen Platz ganz und gar der
Kunst und dem Andenken. Vereinen wir die
Statuen der Verdienten zu einer Ehrenge-
meinde auf diesem Platze, es wäre das eine

würdige Aufgabe
für den modernen
Städtebauer. Die
Denkmalsucht, von
der Widmer hier
neulich sprach, wür-
de zu einem frucht-
baren, der Schön-
heit der Städte, der
Geschichte, dem Ge-
meinsinn und in vie-
len Fällen auch der
Kunst nützlichen
Charakterzuge un-
s eres Zeitalters wer-
den. Die albernen
Denkmals -Anlagen,
mit zehntausend-
stiligem Beiwerk,
würden fortfallen
zu Gunsten reiner
Plastik, die auf reine
Menschendarstel-
lung gerichtet sein
müßte. Die Bild-
hauer müßten stets
auf den Wettbe-
werb mit Besseren
auf diesem konkur-
renzreichen Platze
gefaßt sein und an-
statt einen architek-
tonischen Sockel-
dilettantismus zu
üben, sich plastisch
so hoch einstellen,
wie nur möglich. —

K. GRAF HARDENBERG.

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