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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Bredt, Ernst Wilhelm: Die Königl. Bayrischen Fachschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0526

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FACHSCHULE
F. PORZELLAN-
INDUSTRIE
IN SELB.

PORZELLAN.
»GABELWEIHE«
ENTVV: PROFESS.

F KITZ KLEE.

DIE KÖNIGL. BAYRISCHEN FACHSCHULEN.

VON DR. E. W. BREDT— MÜNCHEN.

"X Toch nie sind in einer in Deutschland er-
X \| scheinenden Kunstzeitschrift so viele und
so treffliche Werke aus den kunstgewerblichen
Fachschulen, die der Oberaufsicht des Kgl. bay-
rischen Kultusministeriums unterstellt sind, in
einem Hefte veröffentlicht worden, wie in dem
vorliegenden. Unsere Publikation stellt also
einen großen Erfolg fest, den in jahrelanger
Arbeit glänzend verdient zu haben sich die be-
rufenen Vertreter des Staates mit den Leitern
und Schülern der Anstalten frohbewußt rühmen
dürfen. Denn das bisher Erreichte, wenn wir
es auch nur nach den hier abgebildeten Arbeiten
beurteilen wollten, ist umso erfreulicher, als die
Fachschulen — mit Ausnahme der Kgl. Kunst-
gewerbeschulen — nicht darauf ausgehen, freie
Künstler heranzubilden, sondern nur die Töpfer,
Glaser, Schlosser, Schnitzer, Schreiner, Korb-
flechter usw. für ihren Beruf so begaben wollen,
daß sie auch ernsten künstlerischen Anforde-
rungen an jedes Werk ihrer Hände gerecht
werden können.

Darauf kommt es an; danach sind die Er-
gebnisse der Fachschulen zu werten, nicht aber
etwa wie Objekte akademischer oder freier
Kunstausstellungen, in denen wir neue Offen-
barungen eines eigenartigen künstlerischen
Schöpfergeistes bewundernd oder überrascht
begrüßen. Die erzieherische Tendenz dieser

Schulen geht ganz und gar nicht aus auf die
Züchtung genialischer Künstler. Diese Schulen
wollen und sollen das Gewerbe heben, ihr Er-
folg wird also weniger nach der individuellen
Einzelleistung, als nach dem Gesamtresultat der
einzelnen Schulen zu bemessen sein. Deshalb
verzichte ich auf eingehende Besprechung der
einzelnen Gegenstände. Nötig aber ist auf die
Bedeutung des Gesamterfolges hinzuweisen, der
vom Kunsthistoriker als ein staatspädagogischer
und staatswirtschaftlicher von großer Trag-
weite zu charakterisieren ist. Denn je tüchtiger
die gewerblichen Fachschulen eines Landes, um-
so rascher setzt sich ihr Erfolg in wirtschaft-
liche Vorteile um. — Freilich, das was in den
Fachschulen den jungen Gewerblern mitzugeben
gesucht wird, ist doch gerade das, was auch die
genialsten Neuerer zu epochemachenden Taten
begabt hat: Das Verständnis für das zu verar-
beitende Material, das Verlangen, aus dem ge-
gebenen Material mit den geeignetsten hand-
werklichen Mitteln das formal Bestmögliche zu
schaffen. — Wer zunächst nur daraufhin unsere
Abbildungen überschaut, wird unumwunden
zugeben, daß in diesen Schulen mit höchst
entwickeltem gewerblichen Verständnis ge-
schaffen wird, daß die Schüler zu einem formalen
Geschmack erzogen werden, der in gleicher
Weise Auge und Herz des handwerklichen

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