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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Bredt, Ernst Wilhelm: Die Königl. Bayrischen Fachschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0527

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Die Königl. Bayrischen FacJischulen.

KERAMISCHE FACHSCHULE IN LANDSHUT. WANDTELLER. TEILS NACH ENTWÜRFEN VON PROF. JUL. DIEZ—MÜNCHEN.

Meisters wie des Künstlers befriedigen muß.
Wo immer solche Resultate erzielt werden,
kann nicht anders als von einer im vollen Sinne
des Wortes geistreichen Führung des Fachschul-
wesens gesprochen werden.

Denn was wir hier sehen, sind doch Werke
mehr der Jugend als von Männern, von Leuten,
die näher Arbeitern stehen als jenen Künstlern,
von denen sonst Kunstzeitschriften Werke zu
veröffentlichen pflegen. Danach die Arbeiten
bemessen, müssen sie geradezu überraschen,
uns beglücken, denn solche kunstgewerblichen
Leistungen wurden früher nur in den besten
Zeiten großer einheitlicher praktischer Schulung
von gleich jungen Leuten von 15, 16, 18 Jahren
geschaffen. Und wenn auch die Entwürfe der
hier gezeigten Arbeiten in der Regel von gereif-
ten Künstlern, von den Vorständen und Lehrern
der betr. Schulen herrühren, so ändert das nichts
an den Triumphen, an denen wir den ausfüh-
renden Schülern vollen Anteil lassen wollen.
Auch das war so in jeder besten Vorzeit früher
technischer gewerblicher Ausbildung der Jugend
im Dienste der Kunst. Auch damals, zumal im
Rokoko, rührten die ersten Entwürfe von
Meistern her. Aber wir bewundern noch immer
die Fähigkeiten der damals jungen Handwerker,
solche Entwürfe selbständig in die richtige Form-

sprache des richtigen Materials restlos zu über-
setzen. — So müssen wir also vor diesen Fach-
schularbeiten einen Aufstieg gewerblicher Bil-
dung feststellen, der kunsthistorisch ein Ereignis
bedeutet. Mit dem letzten Rokoko ging diese
Schulung, die so Großartiges zu schaffen ermög-
lichte , allmählich verloren. Und wenn auch
schon die Einsicht des Verlustes gut 100 Jahre
alt sein mag, mit dem Elan, der erst den Erfolg
gewährleistet, ist doch erst seit wenigen Jahren
für Bayerns Fachschulen gewirkt worden. —
Dem wirtschaftlichen Aufschwung, der moder-
nen Bewegung ist der Erfolg nicht allein zu
danken. — Erst starke kunstorganisatorische
Einsicht und Sicherheit, kluge Rücksicht auf
Bestehendes konnte den Geist dieser Schulen
mit dem formalen Geschmack befruchten. —
Von welchen Gesichtspunkten immer wir auf
das Vergangene, auf Vergessenes und Erstrebtes
zurückschauen mögen: wir haben hier endlich
wieder eine Höhe erreicht. — Die kluge Aus-
nützung aller gegebenen landeigenen, wirt-
schaftlichen, merkantilen, gewerblichen, künst-
lerischen, erzieherischen, traditionellen und
modernen Faktoren hat einen Punkt erreicht,
um den nunmehr konzentrisch weiter zu schaffen
und zu wirken sein wird. Die Richtung ist
ebenso fest wie richtig. Manche dieser Schulen

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