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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Burger, Willy: Maler Josse Goossens
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0034

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Maler Josse Goossens—München.

JOSSE GOOSSENS—MÜNCHEN. * BAUERN KIRMES MIT KARUSSELL« PRIVATBES.—HANNOVER.

keit gedacht werden als die, die zwischen dem
Lehrer Ed. von Gebhardt und dem Schüler be-
steht? Man hat viel gegen die Kunstakademien
und ihren Lehrbetrieb geschrieben; aber neben
vielen anderen beweist doch auch dies Beispiel,
daß die Akademie nicht im Stande ist, wirkliche
Eigenart zu unterdrücken. Übrigens steht Goos-
sens heute noch in allerdings rein äußerlichen
Beziehungen zu Düsseldorf; eristl912 zum Mit-
gliede der dortigen Akademie ernannt worden.

Um aber zu einer richtigen Begriffsbildung
über die persönliche Note des Künstlers zu
gelangen, wird es zweckmäßig sein, einen Blick
auf seine künstlerische Entwicklung zu werfen.
Selbständig hat er ein Bild gemalt, das dem
Ideenkreise seines Lehrers sehr nahe lag, ein
Motiv aus dem Bauernkriege: der Agitator des
Bundschuhs wiegelt die Bauernschaft auf. Ein
Historienbild also, ethisch-religiöse Ideen, wie
sie auch Ed. v. Gebhardt bevorzugt. Und ganz
im Sinne des Meisters ist hier auch die farbige
Behandlung. Allmählich macht er sich freier
von der Atelierfarbe und bringt in das Halb-
dunkel eine kräftigere koloristische Note. Diese
Wandlung setzt 1905 ein, und zwei Jahre später

erfolgt eine noch bedeutsamere, die Entdeckung
des Lichts. Das helle Licht des Sommertages, das
alle Winkel durchzieht, alle Dinge umschmei-
chelt, ihre feste Form lockert und aufhellt, do-
miniert nun in den Bildern. Licht und Farbe
verleihen Goossens' Arbeiten ihre Eigenart. Es
ist jene sinnenfrohe, glühende und leuchtende
Farbigkeit in seinen Bildern, die ein Ausdruck
der Kraft und Lebensfülle ist. Aber diese Farbe
artet nie in kreischende, unorganische Buntheit
aus, sie hat aber auch nichts Überlegtes, Aus-
geprobtes, Getüfteltes an sich. Es ist eine Har-
monie im besten Sinne, die nicht rechnet, ob
zu diesem Blau jenes Rot besser paßt, sondern
die mit angeborenem koloristischen Feingefühl
in der Welt nur jene Farben sieht, die einander
entsprechen. Hier kann nur die eigene An-
schauung zur aufrichtigsten Vermittlerin der
koloristischen Symphonien — und als solche
offenbaren sich Goossens' Bilder in dem far-
bigen Aufbau und den Tonwerten — werden.

An niederländische Bilder denkt man, wenn
man Goossens' Arbeiten hinsichtlich ihrer stoff-
lichen Gestaltung durchmustert. Volksfeste,
Bauerntänze, ganz in Buntheit getaucht, nehmen

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