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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Hoeber, Fritz: Form und Inhalt in der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0044

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Form und Inhalt in der Architektur.

den individuellen technischen Vorgängen
seine besondern Bildungen; Fischer sucht die
Realität des sachlichen Programms auch vor
allem in seiner Architekturform zum Ausdruck
zu bringen; Obrist entwickelt aus den Eigentüm-
lichkeiten des Materials neue Schönheiten.

So kann der impressionable Ausgangspunkt,
von dem aus sich das architektonische Kunst-
werk gestaltet, ein sehr verschiedener sein.
Und keineswegs fällt er regelmäßig mit dem
Endpunkt der Gestaltung, der Form, zusammen,
wie das eine nur aus den klassischen Stilen
geschöpfte Erfahrung meint: Denn genau so
wie in dem bildenden Kunstwerk kann auch in
der Architektur die Form Eigenfunktion sein,
wie auch Gegenstandsausdruck. Darum er-
scheint mir sowohl die praktisch so fruchtbare
Lehre Gottfried Sempers, die die materia-
listischen Momente des Architekturschaffens in
den Vordergrund schiebt, wie die von kunst-
wissenschaftlicher Seite mit solcher Begeiste-
rung aufgenommene Theorie Alois Riegls
von dem alles beherrschenden „Kunstwollen"
in ihrer sich ausschließenden Alternative zu
einseitig, um mit der erlebten Wirklichkeit
der Kunstgeschichte tatsächlich überein-
stimmen zu können. — dr. fritz hoeber.

MÜNCHEN. Die Münchner Sezession ver-
anstaltete ihre Winter-Ausstellung', die sie
sonst gewöhnlich der kollektiven Vorführung einiger
weniger Meister widmet, diesmal als Schwarz-
Weiß-Ausstellung. Der Erfolg hat das Glückliche
dieses Gedankens bewiesen; die etwa 1000 Blätter,
die (von 3000 eingesandten) zur Ausstellung ge-
bracht wurden, gaben ein recht gutes Bild von der
gegenwärtigen zeichnerischen und graphischen Pro-
duktion. Am repräsentabelsten figurierten die älte-
ren Mitglieder der Münchner Sezession wie Stuck
und Habermann. Alle bemerkenswerten Namen
können wir hier nicht einzeln aufzählen und wir
müssen uns begnügen, einiges wenige anzumer-
ken, was uns besonders aufgefallen ist. Da seien
ein paar vorzügliche Aktstudien von Hermann
Groeber genannt. Karl Caspar behandelt in
seinen Zeichnungen die aus seinen Ölbildern be-
kannten religiösen Motive und versuchte hier inter-
essanterweise auch dieselbe schummerige Behand-
lung des Tones zu erreichen, die man von diesen
Bildern her kennt. Reinhold Max Eichler über-
raschte mit sehr plastisch gesehenen Aktzeichnungen,
die manchmal zu bengalischen farbigen Lichtern
gehöht sind. Namen wie Herterich, Käthe
Kollwit}, Willi Geiger sprechen für sich selbst.
Ebenso auf dem Gebiete der Landschaftszeichnung

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