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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Breuer, Robert: Dekorative Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0048

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Dekorative Plastik.

professor
j. wackerle-
berlin.

entwurf
zu einem
relief.

wie sie sich anschickt und wie wir sie erhoffen,
nicht gar so förderlich. Es überwiegt in unserer
Kunst das Ästhetische noch immer ein wenig
(zuweilen wohl auch mehr) das Handwerkliche.
So ergibt sich für den einzelnen Künstler, der
heute Porzellan und morgen Muschelkalk, heute
Fayence und morgen Holz bearbeiten will, leicht
die Gefahr, das Wesentliche der verschiedenen
Stoffe zu verschleiern und mehr Arabesken sei-
ner Vorstellungen, als Gestaltungen der Materie
zu geben. Man darf wohl sagen, daß Wackerle
diesen Gefahren halbwegs zu entgehen wußte.
Wenngleich auch dieser starksinnliche Künst-
ler nicht immer die eigenartige Sprache für die
keck gewählte Aufgabe zu finden weiß. Die
keramische Seele, die in diesem Holzbildhauer
sitzt, gibt allen seinen Figuren etwas leicht
Schwankendes. Man spürt andrerseits immer das

Schnitzmesser, auch dann, wenn das Porzellan-
ige das eigentliche Geheimnis (auch das gelöste)
der Figur geworden ist. Bei seinen Steinfiguren
wiederum blieb ein Rest kleinplastischer Ab-
sichten; man eräugt in dieser dekorativen Ar-
chitekturplastik den dekorierenden Instinkt.
Das Rokoko neckt die Gotik, und so entsteht
ein seltsam dekadenter Barock, rob. breuer.

Ä

Natürlicherweise hat das Publikum auf die Kunst
großen Einfluß, indem es für seinen Beifall, für sein
Geld ein Werk verlangt, das ihm gefalle, ein Werk,
das unmittelbar zu genießen sei; und meistens wird
sich der Künstler gern danach bequemen, denn er
ist ja auch ein Teil des Publikums, auch er ist in
gleichen Jahren und Tagen gebildet, auch er fühlt
die gleichen Bedürfnisse, er drängt sich in derselben
Richtung; und so bewegt er sich glücklich in der
Menge fort, die ihn tragt und die er belebte. Goethe.

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