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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Breuer, Robert L.: Die Cölner Werkbund-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0436

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Die Cölner Werkbund-Ausstellung.

PROFESSOR JOSEF HOFFMANN WIEN. D.W.B.-AUSSTELLUNG »ÖSTERREICHISCHES HAUS«

Blutgenossen van de Velde, der zu den Ur-
zeugern des deutschen Stils gehört, als er in
Paris baute, nicht gewähren; sie vertrugen nicht
die kalte Genialität dieses Europäers. Die
Deutschen indessen hatten längst diesen Refu-
gie sich zu einer Quelle fruchtbarer Kraft wer-
den lassen. Das Pariser Abenteuer Veldes
wurde so ein gutes_Syjnpihom für den_Jinlz-.
Schluß der Deutschen, mit dem neuen Stil
gegen Frankreich zu marschieren. Es war nur
zur Hälfte ein Zufall, daß die erste Ausstellung
des Werkbundes, dieser Organisation für die
neue deutsche Qualitätsarbeit, an der West-
grenze des Reiches, in Cöln, stattfinden sollte.

Es gibt eine doppelte Art der Warenausfuhr;
man exportiert Güter, die das Empfangsland
in solcher Vollkommenheit nicht zu leisten
und nicht einmal sich vorzustellen vermag; oder
man versklavt sich dem Niveau der Ausland-
kundschaft und liefert dem Neger Negerhaftes.
Durch beide Arten der Ausfuhr kann der Kauf-
mann als einzelner verdienen; der Ruf eines
Landes und damit sein internationaler Wirt-
schaftswert steigen nur: wenn Qualität und
Güter, die sonst niemand herzustellen vermag,
exportiert werden. Lange genug hat Deutsch-
land die Nigger bedient; wenn es sich jetzt als
Bringer unnachahmlicher Schätze den Völkern

vorstellt, so muß es darauf gefaßt sein, eine
schwere Campagne führen zu müssen. Solchem
kulturellen Kreuzzug will der Deutsche Werk-
bund ein besonderer Förderer sein; die Cölner
Ausstellung wollte zeigen, was das Ausland an
guten und schönen Dingen schon heute von uns
beziehen kann. Es ist nur zu begreiflich, daß
bei dem großen Schwärm der Ausstejjexjiicht
alle bereits zu der Einsicht gekommen sind, daß
auch in solchem Kampfe der Hieb die beste
Waffe ist. Wie das Muthesius gesagt hat: „Nie
würde die Welt nach uns gefragt haben, wenn
wir fortgefahren hätten, französische Möbel zu
kopieren, unsere Eßzimmer in flämischer Re-
naissance, die Empfangszimmer in Rokoko, die
Herrenzimmer in italienischem Barockstil zu
machen. Das, was auf die Dauer imponiert, ist
nur das Originale, und niemals entfernt man
sich vom Originalen mehr, als wenn man es
nachahmt. Die von uns entwickelte besondere
Art des Kunstgewerbes ist es, die die Aufmerk-
samkeit der Welt auf sich gezogen hat. Hier-
bei ist es zunächst gleichgültig, ob die Welt mit
diesem Stil, wenn man es so nennen darf, ein-
verstanden ist oder nicht, Hauptsache ist, daß
sie eine ausgeprägte Art erblickt. Die Mög-
lichkeit, für diese von uns entwickelte Art sich
durchzusetzen, hängt zwar auch davon ab, daß

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