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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Breuer, Robert L.: Die Cölner Werkbund-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0446

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Die Cölner Werkbund-Ausstellung.

ENTWURF: KURT HOPPE WIESBADEN.

»GARTENPAVILLON UND GARTENANLAGE«

dieser Störenfried den Architekten bereitete,
kaum zu maskieren war. Der Grundrißdispo-
nent hätte Mittel finden müssen, die die Hallen-
bauer vor dem unlösbaren Konflikt, die Fas-
saden höher als die Bauten zu stellen, bewahrt
hätten. Die Komik der jetzigen Disposition ist
nicht klein; man muß, um in die Haupthalle zu
kommen, erst so und so viel Stufen hinauf-
steigen, um dann sofort, nachdem man nämlich
den die Halle durchsteigenden Staudamm über-
wandt, wieder abwärts zu klettern. Unter
diesem offenbaren Fehler leidet besonders das
Theater von Van de Velde. Dieser Plastiker
des Raumes, dem der Ausweg Fischers, die
Fassade über das eigentliche Gebäude hinaus-
stoßen zu lassen, undenkbar sein mußte, dessen
Konstitution es einfach verlangte, das Haus in
körperhafter Ganzheit sehen zu lassen, konnte
gar nicht anders, als in die Grube fallen, die
ihm zugewiesen worden war. Nun scheint das
Theater im Erdboden zu versinken; das kommt
aber nur daher, daß es tatsächlich versinken
mußte; es liegt das Parkett wesentlich tiefer
als die Eingangshalle, die notwendig auf den
Staudamm zu stellen war.

Das Theater von Van de Velde, das übrigens
die Ausstellung um einige Zeit überdauern soll,
zeigt, wie heftig noch immer der Bildnerdrang
in diesem Mystiker von der Rasse Maeterlincks

wallt. Diese Architektur ist ein Kampf, durch
Kurven einen Raum aus dem Kosmos zu schnei-
den. Es ist dramatische Architektur. Drama-
tisch aber nicht in dem Sinne des Barock, mehr
in dem der Gothik; es lebt in Van de Velde
der Sturm und der Glauben der Turmbauer.
Er glaubt an die Kraft der Linie. Man fühlt,
wie die Umrißlinien seiner Bauten einen Akt
der Energie vollziehen. Das ist es, was die
Bauten dieses Tragikers glückspendend sein
läßt. Neben dem sich dynamisch entladenden
Theater und neben dem von Musik durch-
zitterten Hause Josef Hoffmanns verdienen als
architektonische Leistungen nur noch das Kon-
torhaus und die Fabrik von Gropius hervor-
gehoben zu werden. Die Festhalle des Behrens,
die wesentlich anders geraten sein soll, als sie
geplant war, gehört, so wie sie jetzt dasteht,
nicht zu den besten Arbeiten dieses Künstlers,
der mit geschmeidigem Trotz es schon oft genug
gezeigt hat, wie erfolgreich er den Ingenieur-
geist der Zeit formal produktiv zu machen ver-
steht. Im Innern wirkt Behrens Halle über-
zeugender; durch eine fast absolute Verneinung
der Materie übermittelt sie uns ein Gefühl der
Leichtigkeit, das durch die rythmisch klare, in
gewaltigen Rechtecken sich vollziehende Kon-
struktion und durch die große Helligkeit, die
den Raum durchströmt, noch gesteigert wird.

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