ANTON
HARTMANN
DARMSTADT
RADIERUNG
RADIERUNGEN VON ANTON HARTMANN
VON WILHELM MICHEL
In den Radierungen des jungen Darmstädters
Anton Hartmann sieht man eine unter
Kämpfen erstarkte Begabung zu ihren ersten
sprechenden Ergebnissen kommen. Der Vier-
"ndzwanzigjährige, aus einem engen, kleinen
Leben emporgerungen, nach vielen Widerstän-
den erst auf die Bahn des Künstlers gelangt,
nat einige Zeit unter Reinhold Ewald-Hanau
gearbeitet und geht seitdem seine völlig eigenen
Wege. Mehrere Ausstellungen (Mannheimer
Kunsthalle, Gewerbemuseum und Kunstverein
Darmstadt) haben seinen Namen einem engeren
Kreise bekannt gemacht. Längere Zeit hindurch
n^t ihn die Wandmalerei gelockt, aus einem
mächtigen Drang ins Weite und Überlebens-
große, in dem er gewissermaßen seine Aufleh-
nung gegen die Enge und Gedrücktheit seiner
usgangslage abreagiert hat, aber im Ganzen
W®lst se>ne gesamte bisherige Arbeit aus, daß
ler eine ausgesprochene zeichnerische Bega-
bung vorliegt, und das heißt: der Drang zum
aktiven Sagen, Mitteilen, Dichten. Die meisten
bisherigen Zeichnungen Hartmanns (Bleistift
und Feder) lebten aus einem kritischen oder
bekennerischen Grundtrieb, sie waren von er-
örternder, diskursiver Art und oft von einer
scharfen, starken Begrifflichkeit. In seinen
frühesten Bleistiftzeichnungen gab es mancher-
lei verflogenes soziales oder metaphysisches
Pathos: Gestalten der gedrückten Arbeit oder
des Elends, vielfach in enge Räume gebannt,
die kubisch und überdeutlich auf den Menschen
eindrangen. Dabei blieb diesen Arbeiten im
Grunde immer ein Zug ins Sentenziöse und
Allgemeine; das Interesse an der Formulierung
drängte das eigentlich bildende Interesse in den
Hintergrund. Demgegenüber weisen nun die
neuesten Arbeiten (lauter Kaltnadelblätter,
prima auf die Platte geschrieben] den wesent-
lichen Fortschritt auf, daß sie endlich aus einer
Ix*n. April
1329. 4«
33
HARTMANN
DARMSTADT
RADIERUNG
RADIERUNGEN VON ANTON HARTMANN
VON WILHELM MICHEL
In den Radierungen des jungen Darmstädters
Anton Hartmann sieht man eine unter
Kämpfen erstarkte Begabung zu ihren ersten
sprechenden Ergebnissen kommen. Der Vier-
"ndzwanzigjährige, aus einem engen, kleinen
Leben emporgerungen, nach vielen Widerstän-
den erst auf die Bahn des Künstlers gelangt,
nat einige Zeit unter Reinhold Ewald-Hanau
gearbeitet und geht seitdem seine völlig eigenen
Wege. Mehrere Ausstellungen (Mannheimer
Kunsthalle, Gewerbemuseum und Kunstverein
Darmstadt) haben seinen Namen einem engeren
Kreise bekannt gemacht. Längere Zeit hindurch
n^t ihn die Wandmalerei gelockt, aus einem
mächtigen Drang ins Weite und Überlebens-
große, in dem er gewissermaßen seine Aufleh-
nung gegen die Enge und Gedrücktheit seiner
usgangslage abreagiert hat, aber im Ganzen
W®lst se>ne gesamte bisherige Arbeit aus, daß
ler eine ausgesprochene zeichnerische Bega-
bung vorliegt, und das heißt: der Drang zum
aktiven Sagen, Mitteilen, Dichten. Die meisten
bisherigen Zeichnungen Hartmanns (Bleistift
und Feder) lebten aus einem kritischen oder
bekennerischen Grundtrieb, sie waren von er-
örternder, diskursiver Art und oft von einer
scharfen, starken Begrifflichkeit. In seinen
frühesten Bleistiftzeichnungen gab es mancher-
lei verflogenes soziales oder metaphysisches
Pathos: Gestalten der gedrückten Arbeit oder
des Elends, vielfach in enge Räume gebannt,
die kubisch und überdeutlich auf den Menschen
eindrangen. Dabei blieb diesen Arbeiten im
Grunde immer ein Zug ins Sentenziöse und
Allgemeine; das Interesse an der Formulierung
drängte das eigentlich bildende Interesse in den
Hintergrund. Demgegenüber weisen nun die
neuesten Arbeiten (lauter Kaltnadelblätter,
prima auf die Platte geschrieben] den wesent-
lichen Fortschritt auf, daß sie endlich aus einer
Ix*n. April
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