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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 64.1929

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Buchmarken von Otto Reichert
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https://doi.org/10.11588/diglit.9254#0141

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atelier fritz aug. breuhaus »f.a.b.-stoffe« vereinigte werkstätten a.g.-düsseldorf

BUCHMARKEN VON OTTO REICHERT

In der Kunst gibt es eine Degenerationserschei-
nung, die recht häufig zu beobachten ist:
Dinge, die eigentlich ausgesprochener Zweck-
kunst zugehören, verleugnen ihren ursprüng-
lichen Zweck und machen sich gewissermaßen
selbständig! Beispiel: Der japanische Netsuke,
der sich aus einem verzierten Knopf, der das
Tabakbesteck zu halten hatte, zu einem selb-
ständigen, kleinkünstlerischen Zier- und Sam-
mel-Gegenstand entwickelt hat, an dem nichts
Knopf- oder Knebel-haftes mehr zu bemerken
ist. Nur zwei traditionelle Schnurlöcher, irgend-
wo versteckt angebracht, reden noch leise von
einstiger Aufgabe. Die gleiche Entwicklung
nahm bis zum Kriegsbeginn das Exlibris. Ur-
sprünglich Buchzeichen mit dem Zweck, einem
Buche den Eigentümernamen einzufügen, ent-
wickelte es sich in Format und Charakter zum
selbständigen Kunstwerk, das, nur noch Sam-
melobjekt, gar nicht mehr daran dachte, seine
eigentliche Aufgabe zu erfüllen. Solche Verirrun-
gen wider den Sinn einer Sache haben kein
langes Leben und es ist kein Wunder, daß un-
sere sachliche Zeit, demin jederBezichung hyper-
trophen Exlibris abhold ist und energisch be-

gonnen hat, sich wieder des wahren Zweckes
und Sinnes der Exlibris-Kunst zu erinnern. So
ist eine neue Buchzeichenkunst entstanden, die
sich entschlossen nur auf den Boden der Schrift-
kunst stellt und sich bemüht, kurz und klar zu
bezeichnen. Alle verwickelte Allegoristerei,
alle umständliche Symbolik, aller graphische
Lyrismus wird vermieden! An Stelle anspruchs-
voller Formate tritt ein zweckmäßiger Marken-
umfang und so haben wir jetzt ein für jeden
ernsten Büchereibesitzer brauchbares und da-
bei doch künstlerisches Bezeichnungsmittel.
Unter den Künstlern, die sich um die letzte
Ausbildung dieser Gedanken beachtenswerte
Verdienste erworben haben, ist Otto Reichert
von Offenbach zu nennen. Er hat ein feines
Gefühl für das Monogrammistische, dem er
immer neue Reize abzugewinnen und das er
immer wieder zur charakteristischen Dominante
des Markenbildes zu gestalten versteht. Seine
Schriften aber, von echt Offenbacher Schreiber-
art, — sie zittern immer lebendig handgeschrie-
ben — wissen in abwechslungsreichster Art zu
umrahmen und die gefundene Schlagmarke an-
mutig zu interpretieren, Kuno graf v. Hardenberg.
 
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