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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 64.1929

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Siemsen, Hans: Ernesto de Fiori
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https://doi.org/10.11588/diglit.9254#0254

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Ernesto de Fiori

ERNKSTO
DE FIORI.

»MÄDCHEN-
BILDNIS«

chen Wahrheit steckt darin. Ihm verdanken
Fioris Arbeiten jenen schwer definierbaren
Charme, über den die „Fachleute" sich ärgern.
Fiori ist gerade in seinen besten, kühnsten,
freiesten Arbeiten, in jenen Arbeiten, die die
strengen Gesetze der Plastik zu lockern, zu
durchbrechen scheinen, in Wahrheit aber die
Tradition nicht verleugnen, auch nicht einfach
übernehmen, sondern weiterführen.

Fiori ist in diesen seinen besten und wich-
tigsten Arbeiten in jenem von Goethe formu-
lierten, großartigen Sinne ein „Dilettant".

Diese „Dilettanten", nicht die „Fachleute",
sind es ja, die neue Wege entdecken und gehen.
Daß jeder geniale Künstler in diesem Sinne
was von einem Dilettanten hat, das weiß ich
auch. Bei Fiori aber ist es offensichtlicher der
Fall als sonst für gewöhnlich.............

Äußerlich sind allerdings die Wege, auf denen
seine Arbeiten einherwandeln, keineswegs so
überraschend „neu". Aber, was er will, ist,
wenn nicht „neu", so doch selten gewollt und
führt von gewohnten Wegen der Plastik be-
trächtlich ab, jedoch nicht in die Irre. Fiori
sieht nicht nur den menschlichen Körper, son-
dern ebenso stark, vielleicht stärker das, was
dahinter ist, darüber schwebt. Wie soll man's
nennen? Geist? Seele? „Das Fleisch (der
Körper) hat seinen eigenen Geist", sagt Wede-
kind. Das weiß nun allerdings wohl jeder ernst
zu nehmende Bildhauer. Aber Fiori sucht außer
diesem „Geist des Fleisches" noch jenen an-
deren, der weniger sichtbar, weniger greifbar
lebt. Er sucht ihn nicht nur, er sucht, ihn sicht-
bar, greifbar, deutlich (ich vermeide absichtlich
das Wort „plastisch") zu machen. Das ist das
 
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