Badisches Kunstschaffen der Gegenwart
EMIL BIZ KR—ODERN WEILER
GEMÄLDE »HALTESTELLE«
haben wir in Baden während der Biedermeier-
zeit und der Romantik eine besondere Tradi-
tionsgemeinschaft, die wohl ohne die heroische
Idylle Poussins und Lorrains nicht denkbar
wäre. Es ist nun recht bemerkenswert, daß
die Mannheimer Ausstellung die Linie Rott-
mann, Lugo, Kanoldt bis in die jüngste Zeit
fortgesetzt zeigt. Alexander Kanoldt, Nach-
fahre des alten Landschafters, ist mit seinen,
wenn auch ganz aus modernen Kunstmitteln
errichteten Landschaften, zweifellos in die ge-
nannte Überlieferung einbezogen. Ho fers
Figurenkunst von Thoma ausgehend, von Ma-
rees wesentlich inspiriert, ist deutsch-römisch-
klassizistisch im modernen Sinn. Eine spezi-
fisch badische, etwas weichere Abwandlung
der Marees-Hof ersehen Tradition bietet der
aus Bruchsal gebürtige Hugo Troendle dar.
E. R Weiß (geboren in Lahr) gehört vor allen
Dingen mit seinen ausgestellten Landscbafts-
zeichnungen, aber auch mit vielen seiner Bilder
in den gleichen Zusammenhang und es ist in-
teressant, daß neuerdings auch Hans Meid,
ein geborener Pforzheimer, von der etwas
opernhaften Romantik seiner dunkeltönigen
Gemälde fortstrebt und sich in sehr klaren und
sachlich kühlen Zeichnungen dem Ideal klassi-
scher Daseinskunst zu nähern beginnt. Vor
allen Dingen aber setzt der Dichter Hermann
Burte (Hermann Strübe) — eine der großen
Überraschungen der Schau! — die Tradition
Rottmann als Maler in der lebendigsten Weise
fort. Nennen wir noch den in Karlsruhe tätigen
Hermann Gehri mit seinen immer sehr ge-
schmeidigen Figurenkompositionen, denken wir
auch an die eben nicht sehr glücklichen neuesten
Versuche Freyhold», vielleicht auch an die
Landschafts-Kupferstiche H. 0. Schönlebers,
so ist der Kreis des neubadisch modernen
Klassizismus einigermaßen Umschriften, denn
bei den großen figürlichen Wanddekorationen
Babbergers treten mehr schweizerische Ein-
flüsse auf — Beziehungen zu Hodlerscher Land-
schaftskunst insbesondere auch in den Aqua-
rellen — während der neuerdings viel beach-
tete Bissier in seiner ebenfalls statischen Art
weniger römisch-klassizistisch anmutet als viel-
mehr in altdeutscher Weise archaisiert.
Es liegt auf der Hand, daß ein so bedeuten-
des Talent und ein auch handwerklich so star-
EMIL BIZ KR—ODERN WEILER
GEMÄLDE »HALTESTELLE«
haben wir in Baden während der Biedermeier-
zeit und der Romantik eine besondere Tradi-
tionsgemeinschaft, die wohl ohne die heroische
Idylle Poussins und Lorrains nicht denkbar
wäre. Es ist nun recht bemerkenswert, daß
die Mannheimer Ausstellung die Linie Rott-
mann, Lugo, Kanoldt bis in die jüngste Zeit
fortgesetzt zeigt. Alexander Kanoldt, Nach-
fahre des alten Landschafters, ist mit seinen,
wenn auch ganz aus modernen Kunstmitteln
errichteten Landschaften, zweifellos in die ge-
nannte Überlieferung einbezogen. Ho fers
Figurenkunst von Thoma ausgehend, von Ma-
rees wesentlich inspiriert, ist deutsch-römisch-
klassizistisch im modernen Sinn. Eine spezi-
fisch badische, etwas weichere Abwandlung
der Marees-Hof ersehen Tradition bietet der
aus Bruchsal gebürtige Hugo Troendle dar.
E. R Weiß (geboren in Lahr) gehört vor allen
Dingen mit seinen ausgestellten Landscbafts-
zeichnungen, aber auch mit vielen seiner Bilder
in den gleichen Zusammenhang und es ist in-
teressant, daß neuerdings auch Hans Meid,
ein geborener Pforzheimer, von der etwas
opernhaften Romantik seiner dunkeltönigen
Gemälde fortstrebt und sich in sehr klaren und
sachlich kühlen Zeichnungen dem Ideal klassi-
scher Daseinskunst zu nähern beginnt. Vor
allen Dingen aber setzt der Dichter Hermann
Burte (Hermann Strübe) — eine der großen
Überraschungen der Schau! — die Tradition
Rottmann als Maler in der lebendigsten Weise
fort. Nennen wir noch den in Karlsruhe tätigen
Hermann Gehri mit seinen immer sehr ge-
schmeidigen Figurenkompositionen, denken wir
auch an die eben nicht sehr glücklichen neuesten
Versuche Freyhold», vielleicht auch an die
Landschafts-Kupferstiche H. 0. Schönlebers,
so ist der Kreis des neubadisch modernen
Klassizismus einigermaßen Umschriften, denn
bei den großen figürlichen Wanddekorationen
Babbergers treten mehr schweizerische Ein-
flüsse auf — Beziehungen zu Hodlerscher Land-
schaftskunst insbesondere auch in den Aqua-
rellen — während der neuerdings viel beach-
tete Bissier in seiner ebenfalls statischen Art
weniger römisch-klassizistisch anmutet als viel-
mehr in altdeutscher Weise archaisiert.
Es liegt auf der Hand, daß ein so bedeuten-
des Talent und ein auch handwerklich so star-