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Doerner, Max
Malmaterial und seine Verwendung im Bilde: nach den Vorträgen an der Akademie der Bildenden Künste in München — München, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.42160#0095
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orange, Barytgelb, Goldocker, verschiedene Grün und Blau und
zeigte die Tafel bei den Vorträgen meinen Hörern. Es kam noch
nicht einmal vor, daß die Teerfarbstoffseite als die farbstärkere
oder farbschönere bezeichnet wurde.
Neben der Unsicherheit in Bezug auf ihr Verhalten gegenüber
dem Lichte, gegenüber Öl, Wasser oder Kalk, fällt besonders ins
Gewicht, daß diese Farben als Lackfarben Lasurfarben und daher
so wenig körperhaft sind wie die Krapplacke, was ihrer Verwen*
dungsfähigkeit im Bilde Schranken setzt. Dazu kommt, daß die
Teerfarbstoffe noch lange nicht so eingehend geprüft sind, um
alle ihre Eigenschaften einwandfrei festgestellt zu sehen. Es gibt
darunter solche, die für sich allein gut halten und lichtecht sind,
aber mit anderen zusammengebracht, sich gegenseitig in kurzer
Zeit zersetzen können. Andere halten gut als Wasserfarbe, wie
Thioindigo, ein künstliches Indigo, das dagegen in Öl nur wenige
Stundenhält.DiePrüfungsmethodenderTeerfarbstoffebieten dem
Laien unüberwindliche Schwierigkeiten. Früher, als es nur Anilin*
färben gab, genügte eine Probe des Farbstoffes, mit Spiritus aut
Fließpapier gebracht, um das Durchschlagen der Farbe zu er*
weisen und die Anilinfarbe damit festzustellen. Manche Teer*
farbstoffe sind auch heute noch daran kenntlich. Es gibt aber
jetzt eine große Anzahl spiritusechter Teerfarbstoffe, die in ana*
loger Weise geprüft werden müßten auf Wasser*, Öl* oder Kalk*
echtheit. Daneben muß derselbe Farbstoff außerdem noch einer
Probe auf Lichtechtheit im Sonnenlichte in sehr dünnen Ausmisch*
ungen, am besten als Aquarellfarbe unterworfen werden.
Es wird von wissenschaftlicher Seite verschiedentlich behauptet,
daß eine begrenzte Anzahl von Teerfarbstoffen als Wasser* und
Ölfarben heute schon genügend erprobt sei, um ohne Schaden
in die Malerei eingeführt werden zu können. Das Indanthren*
gelb der badischen Anilinwerke Ludwigshafen soll z. B. als völ*
liger Ersatz des Indischgelb in Bezug auf Lichtechtheit gelten
können. Helioechtrot hat sich als Ersatz des Zinnobers in
Fresko bisher bewährt. Auch als Ölfarbe fand ich es gut; nach
anderen soll es in Öl bräunen. Unter vielfachen Phantasienamen
haben sich in letzter Zeit eine Reihe von Teerfarbstoffen in die
Liste der Öl* und Wasserfarben eingeschlichen. Wir müssen aber

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