Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Doerner, Max
Malmaterial und seine Verwendung im Bilde: nach den Vorträgen an der Akademie der Bildenden Künste in München — München, 1922

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42160#0299
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wird, findet sich das strenge Schema der byzantinischen Malerei,
ein Gipsleimgrund, dem Seife und Öl beigemengt wurde. Rezepte
für Vergoldung und eingehende schematische Darstellung der
Fleischmalerei. Die Rezepte gelten hauptsächlich für Mauer*
malerei. Als Grund für Leinwand wird Leim, Seife, Honig und
Gips nach Gutdünken verwendet und mit Ei übermalt. Als
Firnisse finden sich Weingeistfirnisse und gefärbte gelbe Fir*
nisse, die wohl für die pictura translucida und Tempera Verwen*
dungfanden.AußerdemRezepte für eine Wachsmalerei,eineGlanz*
färbe, die aus Leim, Laugen und Wachs zu gleichenT eilen bestand.
Giotto war der große Befreier der Kunst aus den Fesseln des
starren byzantinischen Schemas.
Sein Lehrer Cimabue hatte die Eitempera der Griechen nach
Italien übernommen.
Giottos Werke mußten nach den Schilderungen auf seine Zeit*
genossen einen ganz ungeheuren Eindruck gemacht haben. Sie
wirkten denen geradezu beängstigend naturwahr durch ihre
lichte Farbe, durch die Freiheit der Bewegung und den ge*
schaffenen Raum.
Sorgfältig wurden nach Cennini die Gründe für die Tafel*
malerei hergestellt und darauf geachtet, daß die Holztafel völlig
fettfrei sei. Die Tafel wurde mehrmals geleimt und mit Leinwand
überzogen. Ein Gipsleimgrund wurde in vielen dünnen Lagen
übereinandergelegt und das Rohmaterial dazu aufs feinste zu*
gerichtet. Die blendend weiße Tafel wurde glatt geschabt.
Weniger einwandfrei als die Art der Brettgrundierung, die auch
heute noch als die beste gelten muß, war die Leinwandgrundierung.
Die Leinwand wurde mit heißem Leim getränkt und darüber Leim,
Stärke, Zucker und Gips dünn, nur porenfüllend gespachelt und
eine Ölgrundierung darüber dünn aufgetragen. Darum sind Lein*
Wandbilder der Zeit kaum erhalten.
Die Vergoldung ist ausführlich bei Cennini beschrieben.
Die Malerei wurde in Tempera ausgeführt. Als Mal* und An*
reibemittel diente Eigelb, vermischt mit dem Saft junger Feigen*
triebe und Wasser. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, daß
zu viel Ei sehr schädlich sei. Der Dotter der Stadthennen sei
lichter und daher brauchbarer.

279
 
Annotationen