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Domanig, Karl [Hrsg.]
Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Hinsicht: nach dem Bestande der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses — Wien, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15377#0011
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VORWORT.

Diese vom Oberstkämmereramte Seiner Majestät veranlaßte und unterstützte Publikation verfolgt den
doppelten Zweck: sowohl die geschichtliche Entwicklung der Medailleurkunst in deutschen Landen als auch
die vielseitige Verwendung ihrer Erzeugnisse an hervorragenden, dem Bestände des kaiserlichen Münzkabinetts
entnommenen Beispielen zu illustrieren.

Seit etwa drei Dezennien hat für die deutsche Medaille eine neue Ära begonnen. Von Frankreich
aus, wo sie, begünstiget durch soziale Verhältnisse, aber auch durch die Fortdauer künstlerischer Tra-
ditionen, sich schon früher eines bedeutsamen Aufschwunges und zunehmender Volkstümlichkeit erfreute, ist die
Wertschätzung der Medaille über den Rhein und nach Osterreich gedrungen und findet gerade hier, wo hoch-
befähigte Künstler sich ihr gewidmet haben, liebevolle Pflege und Beachtung. Die Anzeichen mehren sich,
daß dieser Liebling der Kleinkunst, so wie einst zur Zeit seiner Blüte, sich heute wieder die Gunst der
weitesten Kreise gewinnen werde. Ich wünschte meinerseits dazu beizutragen, indem ich die verschiedenen,
so überaus zahlreichen Gattungen der Medaille hier zum ersten Male zusammenstellte, um sowohl ihre große
Verwendbarkeit im Leben wie namentlich ihre Bedeutung in kultur- und familiengeschichtlicher Hinsicht
darzutun. Damit hoffe ich dem ausübenden Künstler ebenso wie dem Besteller einen Dienst erwiesen zu haben.

Die künstlerische Seite der Medaille, die früher durch ein paar Jahrhunderte nahezu unbeachtet blieb,
hat seit Bolzenthal und Erman wieder allgemeinere Beachtung gefunden. Ich habe nun das weit zerstreute,
oft schwer zugängliche Material über die einzelnen Medailleure zusammengetragen und besonders darauf
Gewicht gelegt, die Entwicklung der deutschen Medaille in Parallele zu setzen mit der Entwicklung der
Künste in Deutschland überhaupt.

Aus dem Schatze von Medaillen, welchen das kaiserliche Münzkabinett verwahrt, habe ich schon einmal
reichlich geschöpft, als ich die »Porträtmedaillen des Erzhauses Osterreich« herausgab (Wien, Gilhofer und
Ranschburg, 1896). Das dort verwendete Material ist hier nicht wieder herangezogen worden; es blieb noch genug
des Seltenen oder bisher Unbekannten übrig, um hoffen zu dürfen, daß das vorliegende Werk auch schon
dadurch, daß es diese Schätze erschließt, dem Fachmanne wie dem Sammler und Liebhaber willkommen
sein werde. Möchten hierin die übrigen großen Sammlungen nachfolgen und so dazu beitragen, daß der öfter
geäußerte, so sehr berechtigte Wunsch nach einem Corpus der deutschen Medaille allmählich in das Stadium
seiner Verwirklichung trete!

An der vorliegenden Publikation habe ich lange und unter ungünstigen Verhältnissen gearbeitet.
Da ich die Objekte notwendig zur Hand haben mußte, war meine Arbeit so ziemlich auf die Zeit der wenigen
Amtsstunden beschränkt, während welcher mich administrative und anderweitige Beschäftigung so sehr in
Anspruch nahmen, daß ich das angefangene Werk mitunter viele Wochen lang nicht wieder in die Hand
nehmen konnte. Dazu kam lang andauernde Krankheit, die mich dem Amte überhaupt fernhielt. Ich bin
daher meinem Kollegen Herrn Dr. Rudolf Münsterberg zu besonderem Dank verpflichtet, daß er mir die
Beschreibung vieler Stücke abnahm und mich bei der Lesung der schwierigen Korrekturen unterstützte. Ein

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