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Dorotheum <Wien> / Kunstabteilung [Hrsg.]
Sammlung † Friedrich Otto Edler von Leber (1803 - 1846): erstklassige Rüstungen, Helme und Waffen des 15. bis 17. Jahrh. ; ausgezeichnete gotische Glasgemälde und Wappenscheiben ; Standesscheibe von Uri von Daniel Lindtmayer 1587 ; Georgsstatue, Wien 1334 ; Antiquitäten, deutsches Steinzeug, Fayencen, Zinn, Gläser, alte Musikinstrumente ; Versteigerung: 9. und 10. November 1925 (Katalog Nr. 364,1) — Wien, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23257#0009
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V O R W

R T

Auf der Mölkerbastei gegenüber der neuen Universität erhebt sich als letzter
Rest der vielen stattlichen Basteihäusei, die einst von der hohen Umwallung
der Inneren Stadt über das breite Glacis weit hinausschauten, eine Gruppe
alter Gebäude, wie eine Insel aus dem alten Wien, eingepreßt zwischen die
mit schreienden Reklamen bunt bemalten Feuermauern der anstoßenden Neubauten,
deren Fortschreiten sie den nüchternen Reißbrettplänen unverständiger Stadt*
erweiterungsarchitekten zum Trotz bis heute verhindert hat. Das stattlichste der
Gruppe — vorn vier hohe Zinshäuser und in deren Schutz geduckt gegen
Schreyvogelgasse und Mölkersteg mehrere kleine Häuschen mit den entzückendsten
Rokokofassaden — ist das Eckhaus Mölkerbastei Nr. 8, vier Stock hoch, mit
ernster klassizistischer Fassade und einem steinernen Adelswappen über der
Tür, bekannt als das Pasqualatihaus — es gehörte dem auch in der Rossau
begüterten Freiherrn von Pasqualati — und geweiht durch den Genius unseres
größten Tondichters, Beethoven, der hier in den Jahren 1804 — 1815 drei
seiner schönsten Symphonien, den Fidelio und die Leonorenouvertüre schuf.

Das Eckzimmer des ersten Stockwerkes dieses historisch bedeutsamen Gebäudes
enthielt die wertvolle alte Sammlung, die unter dem Zwange der durch den
Krieg geschaffenen Verhältnisse jetzt zur Versteigerung kommt.

Ihr Begründer war Friedrich Otto Edler von Leber <geb. 1803 in Wien),
der Sohn einer geb. Freiin von Pasqualati und Enkel jenes aus der Geschichte
der Wiener Medizin bekannten Arztes Ferdinand Josef Leber, der wegen seiner
Verdienste als Wundarzt, Operateur, Professor und Fachschriftsteller von der
Kaiserin Maria Theresia 1776 zum k. k. Leibwundarzt ernannt und 1778 in
den Adelstand erhoben worden war.

Nachdem der junge Leber 1826 die philosophischen und juristischen Studien
an der Wiener Universität vollendet hatte, widmete er sich, nach vorübergehender
Konzeptspraxis bei der Cameralbehörde, ganz seinen wissenschaftlichen und künst*
lerischen Neigungen, vor allem dem Studium der mittelalterlichen Waffenkunde
und der Erforschung der heimischen Burgen. Sein Zeichentalent bildete er weiter
durch den Besuch der Akademie der Bildenden Künste, wo er sich mit seinem
Altersgenossen Josef Danhauser und anderen Kunstjüngern besonders in der
Kompositon von Historienbildern betätigte. Mit unermüdlichem Eifer widmete
er sich zu gleicher Zeit dem Studium der deutschen Vorzeit, als Forscher sowohl

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