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4. Schwedische Malerei des 18. Jahrhunderts
fümiert ist die Luft in den beliebten und durch den Kupferstich
vielverbreiteten Guaschen von Niklas Lafrensen (Lavreince, 1737
bis 1807), die sich an den Motivenkreis der Baudouin und Eisen
anschlossen. Sie erzählen mit Geist und mit pikanter novellistischer
Zuspitzung von den Ereignissen und Unterhaltungen des vornehmen
Tageslebens, vor allem aber von den Reizen, den Koketterien und
den Abenteuern der Liebe; doch haben sich seine französischen
Nebenbuhler mit derlei Dingen oft temperamentvoller abzufinden
gewußt, wie überhaupt das Temperament die schwächste Seite
dieser Künstler ist. Das gilt auch für Adolf Ulrik Wertmüller (1751
bis 1811), der unter Viens Einfluß zum Pseudoklassizismus über-
ging, übrigens aber allerlei Einflüsse gewandt zu verarbeiten ver-
stand. Seine „Ariadne auf Naxos“ ist ein porzellankühler Akt, in
dem das Studium skulpturaler Vorbilder fühlbar wird; seine Danae
erinnert im Typus an die Frauen Greuzes, seine blondrosige Magda-
lena in ihrer süßlichen Sentimentalität an Nattier, und in dem
großen Bildnisse Marie Antoinettens und ihrer beiden Kinder hat
er sich dem Geschmacke der Vigee-Lebrun genähert.
Während diese Maler nur noch zu vorübergehenden Besuchen
in Schweden erschienen, kehrten Per Krafft d. Ä. (1724—1793) und
Lorenz Pasch d. J. (1733—1805) nach Abschluß ihrer Lehr- und
Wanderzeit in den sechziger Jahren in die Heimat zurück, wo sie
die Bildnismalerei bis gegen den Ausgang des Jahrhunderts be-
herrschten und so den Rokokostil einbürgerten. Beide haben in
Paris bereits die Anleitung ihres gefeierten Landsmannes Roslin
genossen; das Metier hatten sie gründlich inne; immer sind ihre
Porträts in die Feststimmung des Dixhuiti&me getaucht. Aber die
Bildchen des langlebigen Per Hilleström (1733—1816) führen in
das häusliche Dasein der Bürger, in das Leben der Straße und zu-
weilen auch in die Bauernstuben. Es sind bescheidene Arbeiten,
manchmal selbst von einer gewissen Hilflosigkeit. Hilleström hatte
auch ursprünglich die Kunstweberei erlernt und ist erst später zur
Malerei übergegangen; in Paris tat es ihm Chardin, an und dessen
Vorbild ist er treu geblieben. Ermangeln seine Arbeiten auch der
Wirklichkeitsnähe eines Chodowiecki, so haben sie doch zum ersten
Male die schwedische Mittelschicht in die Kunst eingeführt.
4. Schwedische Malerei des 18. Jahrhunderts
fümiert ist die Luft in den beliebten und durch den Kupferstich
vielverbreiteten Guaschen von Niklas Lafrensen (Lavreince, 1737
bis 1807), die sich an den Motivenkreis der Baudouin und Eisen
anschlossen. Sie erzählen mit Geist und mit pikanter novellistischer
Zuspitzung von den Ereignissen und Unterhaltungen des vornehmen
Tageslebens, vor allem aber von den Reizen, den Koketterien und
den Abenteuern der Liebe; doch haben sich seine französischen
Nebenbuhler mit derlei Dingen oft temperamentvoller abzufinden
gewußt, wie überhaupt das Temperament die schwächste Seite
dieser Künstler ist. Das gilt auch für Adolf Ulrik Wertmüller (1751
bis 1811), der unter Viens Einfluß zum Pseudoklassizismus über-
ging, übrigens aber allerlei Einflüsse gewandt zu verarbeiten ver-
stand. Seine „Ariadne auf Naxos“ ist ein porzellankühler Akt, in
dem das Studium skulpturaler Vorbilder fühlbar wird; seine Danae
erinnert im Typus an die Frauen Greuzes, seine blondrosige Magda-
lena in ihrer süßlichen Sentimentalität an Nattier, und in dem
großen Bildnisse Marie Antoinettens und ihrer beiden Kinder hat
er sich dem Geschmacke der Vigee-Lebrun genähert.
Während diese Maler nur noch zu vorübergehenden Besuchen
in Schweden erschienen, kehrten Per Krafft d. Ä. (1724—1793) und
Lorenz Pasch d. J. (1733—1805) nach Abschluß ihrer Lehr- und
Wanderzeit in den sechziger Jahren in die Heimat zurück, wo sie
die Bildnismalerei bis gegen den Ausgang des Jahrhunderts be-
herrschten und so den Rokokostil einbürgerten. Beide haben in
Paris bereits die Anleitung ihres gefeierten Landsmannes Roslin
genossen; das Metier hatten sie gründlich inne; immer sind ihre
Porträts in die Feststimmung des Dixhuiti&me getaucht. Aber die
Bildchen des langlebigen Per Hilleström (1733—1816) führen in
das häusliche Dasein der Bürger, in das Leben der Straße und zu-
weilen auch in die Bauernstuben. Es sind bescheidene Arbeiten,
manchmal selbst von einer gewissen Hilflosigkeit. Hilleström hatte
auch ursprünglich die Kunstweberei erlernt und ist erst später zur
Malerei übergegangen; in Paris tat es ihm Chardin, an und dessen
Vorbild ist er treu geblieben. Ermangeln seine Arbeiten auch der
Wirklichkeitsnähe eines Chodowiecki, so haben sie doch zum ersten
Male die schwedische Mittelschicht in die Kunst eingeführt.