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Dudík, B.; Weselsky, J. [Hrsg.]
Die Kleinodien des Deutschen Ritterordens: beschrieben und geschichtlich erläutert — Wien, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.21286#0126
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noch den Namen „Credenzbecken sammt den Kanaten“, 1595 schon „silberne Credenz- oder
Giessbecken“ (bacins ä laver sur fable). Im Inventare der in Wiener Neustadt nach dem Deutschmeister
Erzherzog Maximilian hinterlassenen vergoldeten Geschirre wird angeführt: „ein vergoldetes Giess-
becken sammt dem Kantel, so Ihro hochfürstliche Durchlaucht hochseligster Gedenkniss täglich
bei der Tafel gebraucht.“

Dass die Sitte des Gebrauches der Handbecken aus dem Oriente zu uns kam, ist eine be-
kannte Thatsache. Dort gehören sie noch immer zu den unentbehrlichsten Bedürfnissen, weil aus
Mangel an Gabeln und Tellern die Hände den Hauptdienst beim Speisen bilden müssen. Olivier
de la Marche gibt in seinem für die Culturgeschichte so wichtigen Werke: ,,Estat du duc“ zum
Jahre 1474 folgende Beschreibung von dem Gebrauche der „Bacins ä laver sur fable“: „Le
maistre chhostel appelle T Eschanson et abandonne la fable et va au buffet et treuve les bacins Cou-
verts que le sommeliier a apporte et appreste, il les prend et baille /’ essay de T eaue au sommeliier
et s’ agenouille devant le Prince et l'eve le bacin qu il tient de la main senestre et verse de /’ eaue
de V autre bacin sur le bord d'iceluy et en faict creance et assay et donne ä laver de Tun des
bacins et regoit /’ eaue en T autre bacin et sans recouvrir lesdits bacins, les rend au sommellier. “
Einige zehn Jahre später sagt Alienor de Poitiers über dieses Thema folgendes: „Il faut avoir
trois gentilshommes pour porter le cierge, le scel et les bassins devant T enfant. — Les bassins
d’ argent, dont cestuy de dessoubz doit avoir un biberon comme une aiguiere et y doit avoir
de I eau de roses et de T autre bassin V on couvre cestuy lä: et quand I on baille ä laver aux fonts
on verse du bassin qui a le biberon en Iautre et n y a point dlautres aiguieres.“ Man sieht aus
diesen Stellen, wie sehr der Gebrauch der Handbecken durch die Etiquette normirt war.

Für die D. 0. Commende Kapfenburg, die zur Ballei Franken gehörte, liess 1615 der
nachmalige Hoch- und Deutschmeister, Johann Eustach von Westernach, damals noch Comthur
der oberwähnten Commende, ein grosses, silbernes und stark vergoldetes Handbecken ovaler
Form, welches nach der Längenachse 52 Cent, und in der Breite 40 XL Cent, beträgt, sammt hoher
Kanne anfertigen mit der Widmung, es möge dieses Stück nie dem Hause Kapfenburg ent-
fremdet werden. Becken und Kanne sind von getriebenem, stark vergoldetem Silber im reinsten
Renaissance-Style mit hervortretenden Masken zu Augsburg gearbeitet. Die Augsburger Zirbel-
nuss erscheint auf der unteren Bodenfläche des Beckens mit einem undeutlichen, wie zwei ge-
kreuzte Schwerter oder Stäbe, die oben durch einen Querbalken verbunden, X-, aussehenden Zeichen
als Punze, während die Giesskanne als Marke des Silberschmiedes die Buchstaben A S1 und ein
kleines Weinblatt nachweist. Das Becken selbst ist in kräftiger Zeichnung mit der mythologi-
schen Geschichte des Nessus nach Ovid’s Metamorphosen IX. 101—131 geziert. Ovid erzählt:
Hercules habe, während er in Bura in Achaia bei dem Vater seiner Gemahn, Dejanira, war,
beim Mahle einen aufwartenden Knaben, Eunomus, unvorsetzlich erschlagen und sei deshalb
landesflüchtig geworden. Auf dem Wege kam er mit seiner Gemalin an den Fluss Evenus, der eben
stark angeschwollen war. Der Kentaur Nessus hatte das Recht erhalten, die Reisenden um ein
Handgeld über den Fluss zu tragen. Hercules selbst bedurfte seiner nicht. „Mit der Beute des
Löwen beschwert, wie er war, und dem Köcher — Keuf und gekrümmten Bogen versandt

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