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Dülberg, Franz; Dülberg, Franz; Dürer, Albrecht [Hrsg.]
Albrecht Dürer und sein Werk — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.42532#0051
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Albrecht Dürer/ der Maler

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^)on einem Maler pflegen wir zu verlangen, daß er ab und zu ein
Gemälde schafft. In diesem Satz liegt der Kernpunkt aller Zwei-
fel und Angriffe, die je gegen Dürer und seinen Anspruch, im Mittel-
punkt der Geschichte der deutschen Malerei zu stehen, gerichtet wurden.
Es genügt uns nicht, daß ein Künstler in noch so ausgearbeiteten Ent-
würfen gewaltige und neue Erlebnisse der Form und Farbe niederlegt.
Wir sind auch nicht damit zufrieden, daß er in abkärzenden Umrissen das
Theater des Leidens und Ringens eines Welterlösers aus Jerusalems
Zeitferne auf das fränkische Papierblatt zaubert. Die Frage liegt vor den
Richtern: wie hat dieser Mann sich zu der Aufgabe verhalten, in Farbe,
Licht und Schatten die Menschen, die ihm nahe waren, die Vorgänge,
die seine Einbildungskraft beschäftigten, so auf die Fläche zu bannen, daß
wir bei dem hilfsbereiten Willen, den die verabredete Täuschung jeder
Kunst von uns fordert, die dargestellten Dinge in ihrer vollen Wirklichkeit,
zu der ja die natürliche Größe nicht unbedingt gehört, auf uns wirken
lassen können?
Betrachten wir den Nachlaß auögefährter Gemälde, der uns von dem
Nürnberger Meister verbleibt, so sehen wir ihn rasch von heimischer Über-
lieferung fortstreben. Gemälde, die im engeren Sinne den Wolgemut-
schüler verraten, gibt es kaum von ihm. Das Ringen mit Mantegna,
das schon um die Mitte der neunziger Jahre begonnen haben dürfte, be-
hält insofern bestimmende Bedeutung für sein ganzes Leben, als Dürer
in allen wichtigen malerischen Leistungen ein Verherrlichet' der Form,
ein Beherrscher des Raumes sein will und fast nie der Atmosphäre, der
wechselnden Licht- und Luftstimmung die körperlich Festigkeit der
 
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