Die Zeichnungen Albrecht Dürers
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der zweite mit dunklem, schwerem Blick den dritten pagenhaft beweglichen
zum Näherkommen auffordert.
Gerade aus allerletzter Zeit bewähren ein paar durchfeelte Blätter
Albrechts trotz Krankheit ungebrochene Geisteskraft: der prachtvoll ge-
schwungene Rossebändiger, eine Federzeichnung von 1525 in der Bon-
natsammlung, der Eoban Hesse in London von 1526 und neben diesem
wunderbar beredten Silberstiftblatt ebendort daö itz27 datierte große Profil-
bild des Lorenz Sterck, eine Kreidezeichnung, die an Größe des Blicks
und ruhiger Vornehmheit der Haltung keinem gefeierten Meisterwerk der
großen Italiener nachsteht.
In schwarzer Kreide auf braun gestrichenen: Papier hat Dürer 1526
den Berliner Markuskopf für die beiden Vermächtnistafeln auögefährt.
Das Blatt, dem im Ausdruck ein wenig überspitzten Kopf des Gemäldes
weit überlegen, gibt uns wohl die beste Vorstellung davon, wie die deut-
schen Männer jener an Hoffnungen und Kämpfen so reichen Zeit in ihren
großen Stunden aussahen.
Eine Besonderheit im zeichnerischen Schaffen Dürers bilden die meist
mit Deckfarben und Tuschpinsel ausgeführten kleinen Wunderwerke der
Jllusionöinalerei, von denen die Albertina die meisten und zweifelfreiesten
Proben besitzt. Den Preis wird man wohl dein Feldhafen von 1502 zu-
erkennen, dessen Augen so wacker leuchten; in einer rätselhaften Vereini-
gung von Fleiß und Mitgefühl hat Dürer das Fell des Tieres so herauö-
zuarbeiten gewußt, daß inan glaubt, man nähme das kleine Wesen in die
Hand und fühle den Körper zucken. Zehn Jahre später entstand die über
die Naturwiedergabe hinaus als Farbenspiel wichtige Blauracke oder
Mandelkrähe. Noch im Jahre 1526 hat Dürer mit unübertrefflicher
Hingabe einen Akeleistock auf ein Blättchen gemalt, das den glanzvollsten
Blumenstücken der Altniederländer nichts nachgibt.
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der zweite mit dunklem, schwerem Blick den dritten pagenhaft beweglichen
zum Näherkommen auffordert.
Gerade aus allerletzter Zeit bewähren ein paar durchfeelte Blätter
Albrechts trotz Krankheit ungebrochene Geisteskraft: der prachtvoll ge-
schwungene Rossebändiger, eine Federzeichnung von 1525 in der Bon-
natsammlung, der Eoban Hesse in London von 1526 und neben diesem
wunderbar beredten Silberstiftblatt ebendort daö itz27 datierte große Profil-
bild des Lorenz Sterck, eine Kreidezeichnung, die an Größe des Blicks
und ruhiger Vornehmheit der Haltung keinem gefeierten Meisterwerk der
großen Italiener nachsteht.
In schwarzer Kreide auf braun gestrichenen: Papier hat Dürer 1526
den Berliner Markuskopf für die beiden Vermächtnistafeln auögefährt.
Das Blatt, dem im Ausdruck ein wenig überspitzten Kopf des Gemäldes
weit überlegen, gibt uns wohl die beste Vorstellung davon, wie die deut-
schen Männer jener an Hoffnungen und Kämpfen so reichen Zeit in ihren
großen Stunden aussahen.
Eine Besonderheit im zeichnerischen Schaffen Dürers bilden die meist
mit Deckfarben und Tuschpinsel ausgeführten kleinen Wunderwerke der
Jllusionöinalerei, von denen die Albertina die meisten und zweifelfreiesten
Proben besitzt. Den Preis wird man wohl dein Feldhafen von 1502 zu-
erkennen, dessen Augen so wacker leuchten; in einer rätselhaften Vereini-
gung von Fleiß und Mitgefühl hat Dürer das Fell des Tieres so herauö-
zuarbeiten gewußt, daß inan glaubt, man nähme das kleine Wesen in die
Hand und fühle den Körper zucken. Zehn Jahre später entstand die über
die Naturwiedergabe hinaus als Farbenspiel wichtige Blauracke oder
Mandelkrähe. Noch im Jahre 1526 hat Dürer mit unübertrefflicher
Hingabe einen Akeleistock auf ein Blättchen gemalt, das den glanzvollsten
Blumenstücken der Altniederländer nichts nachgibt.