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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Die Flotte einer aegyptischen Koenigin aus dem XVII. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und altaegyptisches Militair im festlichen Aufzuge auf einem Monumente aus derselben Zeit abgebildet: nebst einem Anhange enthaltend ... als ein Beitrag zur Geschichte der Schifffahrt und des Handels im Alterthume — Leipzig, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.3523#0006
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Said und den jetzt regierenden Vice-König Ismael-Pascha rühmend hervorheben müssen*), blieben nicht zurück
im Interesse für die grosse Vergangenheit ihres Landes. Die Zahl der Arbeiter wuchs nunmehr von Tag zu Tag und die
Kenntniss der altägyptischen Sprache mit ihren seltsamen Schriftsystemen geht, wir dürfen es sagen, mit Riesenschritten
vorwärts. Frankreich, England und Deutschland haben gerade jetzt eine Eeihe der ausgezeichnetsten Vertreter aufzuweisen,
die die Erforschung des ägyptischen Alterthums sich zur Aufgabe gemacht. Chabas, Dev6ria, de Horrack, Mariette,
Prisse, E. und J. de Rouge, Romieu. — Birch, Goodwin, Renouf, Sharpe. — Baillet, Leemans, Lieblein,
Pleyte, — Brugsch, Ebers, Gumpach, Gutschmid, Lepsius, Lauth, Parthey, Reinisch, Unger, — das
sind vorzugsweise die Namen der Arbeiter, durch deren fteissige Feder und fruchtbringende, über alle Disciplinen sich
verbreitende Tbätigkeit die Inschriftenentzifferung einen Weg sich bahnt, der die endliche Besiegung der letzten Schwierig-
keiten in nicht gar allzuweite Ferne stellt. Freudig dürfen wir ausrufen, die Zeit der kühnen Vermuthungen und des
blossen Inhalterrathens ist, Gott sei Dank, vorüber, getrost dürfen wir sagen, wir interpretiren jetzt, interpretiren,
wenn auch nicht gerade jeden, aber doch so manchen unserer hieroglyphisch oder hieratisch abgefassten Texte beinahe mit
derselben Sicherheit, wie der Hellenist ein altgriechisches Dokument oder der gelehrte Theologe ein Capitel des Job.

Immer aber noch bandelt es sich um ein keineswegs schon ganz erreichtes Ziel, um ein Ziel, welches als nächstes
zu gewinnen, unsere Arbeiten sich vereinigen müssen, ich meine den vollen ganzen Besitz der Sprache, denn
ohne diese einzig sichere Grundlage werden die gelehrtesten Auseinandersetzungen und glücklichsten Berechnungen, die
scharfsinnigsten Hypothesen und geistreichsten Combinationen nur einem Nebelbilde gleichen, über dessen Schönheit
man bei seinem unerwarteten Erscheinen vielleicht entzückt ist, das aber schon im nächsten Augenblicke wieder in
Nichts verschwunden sein kann. Erst die historischen, geographischen und mythologischen Texte zusammenstellen und
dem Verständniss zu erschliessen suchen, erst eine sichere Philologie und mittelst dieser dann in den einzelnen Disci-
plinen die unantastbaren Resultate ziehen, das ist meine Ansicht. Eine der dankenswerthesten Unternehmungen seit
unserem grossen Meister Champollion auf dem Gebiete der Aegyptologie ist daher in meinen Augen die gerade jetzt
veranstaltete Herausgabe des, durch zahlreiche Beispiele aus den Inschriften beglaubigten, die Ergebnisse der Forschung
zusammenfassenden „Hieroglyphisch-Demotischen Wörterbuches von H. Brugsch. Leipzig 1867, J. C. Hinrichs'-
sche Buchhandlung, welchem kurz vorher ein ähnliches Unternehmen des um unsere Wissenschaft so hochverdienten
Herrn S. Birch, wenn auch nicht in so ausgeehntem Umfange vorangegangen war**). Es wird Niemandem einfallen, ein
derartiges heute publicirtes Werk für eine abgeschlossene Arbeit zu halten, da wird es noch mancherlei zu berichtigen, viel
zu erweitern geben und noch geraume Zeit wird es daher ein vorzugswreises Bedürfniss sein, immer wieder neue In-
schriften herbeizuschaffen, immer wieder neues Material dem Studium unterzubreiten, um den so glücklich gefun-
denen Weg mehr und mehr zu ebenen und die dem Vorwärtsschreiten noch hie und da entgegen tretenden Hindernisse
endlich ganz zu beseitigen.

Einer hohen Akademie der Wissenschaften wird es nicht unbekannt geblieben sein, dass zum Zwecke der
Herbeischaffung eines solchen, die altägyptischen Studien fördernden Materiales ich in den jüngst verflossenen Jahren
eine Wanderung durch Aegypten, Nubien und den Sudan unternommen. Eine Reihe von Aufsätzen in der Zeit-
schrift für ägyptische Sprache***) und das in ebenderselben, wie auch anderwärts ausgesprochene Urtheil

*) So lange man historische und somit altägyptische Studien treiben wird, so lange auch wird Aegyptens jetziger Herrscher Vicekönig Ismael als
einer der grössten Wohlthäter unserer "Wissenschaft genannt werden. „Le gouvernement egyptien entretient, avec des frais relativement considerables,
im service de fouilles, non pas ä son profit, mais au profit de la science" und keineswegs hat S. H. der Vicekönig Ismael, wie der Moniteur einst so
naiv bemerkte, lediglich Herrn Mariette beauftragt: „de prendre possession, en son nom, deThistoire pharaonique qui se dresse ä sa voix dans toute
la vallee du Ml, et vient se ranger ä sa place dans le Musee de Boulaq" sondern jedem Reisenden, welcher Nation auch immer, ist der Zutritt gestattet zu
den ehrwürdigen Denkmalen der Vorzeit und „ä tout le monde giebt die ägyptische Regierung das Recht d'etudier les monuments qui, par ses soins, sont
rendus au jour."

**) Egypt's place in universal history by C. C. J. Baron Bunsen, D. Ph. D. C. L. & D. D. with additions by Samuel Birch, L. L. D. Vol. V.
containing: the epilogue or problems and key, the complete hyeroglyphic dictionary and grammar, a comparison of egyptian and semitic roots, the book
of the dead and a select chrestomathy of historical hieroglyphical texts London: Longmans, Green, and Co. 1867.

***) J. Dümichen: Verschiedene briefliche Mittheilungen aus Aegypten. Nomoäisten aus den Zeiten der Ptolemäerherrschaft, Geographische
Notizen von Philae und eine Nachricht aus Dendera. Juliheft 1863 p. 1—9, Augustheft p. 16—19, p. 49—54 und p. 77.
Die Sethostafel von Abydos mit hierogl. Tafel p. 81.

Namen und Eintheilung der Stunden bei den alten Aegyptern. 1865 Januarheft p. 1—5.
Zwei seltsame kalendarische Angaben aus Ptolem. römischer Zeit mit hierogl. Tafel. 1865 Juliheft p. 57—60, Schluss im

Augusthefte.
Drei Vermuthungen bestätigt durch die Inschriften Edfus und Denderas. 1865 Decemberheft.
Altaegyptische Kalenderstudien I. 1866 Januarheft, Fortsetzung im Februarhefte mit einer hierogl. Tafel.

n. 1867 Januarheft.
 
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