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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Die Flotte einer aegyptischen Koenigin aus dem XVII. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und altaegyptisches Militair im festlichen Aufzuge auf einem Monumente aus derselben Zeit abgebildet: nebst einem Anhange enthaltend ... als ein Beitrag zur Geschichte der Schifffahrt und des Handels im Alterthume — Leipzig, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.3523#0046
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EINIGE BEMERKUNGEN

UEBER DIE

AUF TAFEL XX-XXIV. ABGEBILDETEN FISCHE DES ROTHEN MEERES

VON

Dr. DOENITZ.

Der Herausgeber dieses Werkes gab mir die für einen Naturforscher sehr erwünschte Gelegenheit, von den Copien einer Anzahl zoo-
logischer Abbildungen auf einem altägyptischen Monumente Kenntniss zu nehmen. Die Darstellung, welcher diese Copien entnommen sind, befindet
sich in einer der Hallen des Terrassentempels von Der al baheri in Ober-Aegypten. Es ist, wie der Herr Verfasser aus den begleitenden
Inschriften ersehen, im Bilde die Verherrlichung eines im 17. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von Aegypten aus nach Arabien unternom-
menen Seeexpedition. Die als Ornament unter der ägyptischen Flotte angebrachten Zeichnungen stellen hauptsächlich Fische des rothen
Meeres dar, doch finden sich darunter auch zwei Schildkröten, zwei Krebse und ein Dintenfisch. Wiewohl die Abbildungen nur die Umrisse
der Thiere wiedergeben, wie dies bei ägyptischen Zeichnungen zumeist gebräuchlich ist, so kann man dennoch einen grossen Theil der Fische
auf den ersten Blick herauserkennen, und haben somit diese antiken Darstellungen insofern wissenschaftlichen Werth für den Zoologen, als
sie einen, wenn auch nicht grade sehr ausgedehnten Vergleich der Fauna des rothen Meeres vor etwa 3500 Jahren mit der heutigen ermög-
lichen. Leider vermisst man bei den Abbildungen die Strahlen in den Flossen, die in der heutigen Systematik eine so grosse Rolle spielen.
Nur der Fisch Nr. 12 macht eine Ausnahme. Hier lässt der ausgezackte Rand der ersten Rückenflosse deutlich erkennen, dass in dieser
drei Strahlen enthalten sind. Die Lage des Auges und die Stellung der Flossen scheint nicht überall ganz korrekt zu sein, ein Mangel, der
die Bestimmung sehr erschwert. Dagegen hat man glücklicherweise ganz besonders auf die treue Wiedergabe der allgemeinen Körpergestalt
geachtet, und in dieser Hinsicht das Charakteristische sorgfältig hervorgehoben, so dass es möglich wird, nach den Abbildungen des altägyp-
tischen Zoologen einen Theil der Fische mit ziemlicher Sicherheit zu bestimmen.

Es sind nicht nur Teleostier dargestellt, sondern wir bemerken auch zwei Seiachier, (zwei Rochen) Nr. 22 und 23. Weiterhin
zieht ein Fisch (No. 25) durch seine zwei Augen die Aufmerksamkeit auf sich. Er gehört sicher zu den Schollen. Mit richtiger Beobachtung
der Natur ist das eine Auge grösser gezeichnet als das andere. Einige Fische ferner sind durch eine eigenthümliche Bewaffnung des Kopfes
charakterisirt. Dahin gehört Nr. 18, in dem man sogleich einen Naseus unicornis erkennt. Auch Nr. 20 und 39 gehören hierher. Beide
sehen einander übrigens so ähnlich, dass sie gewiss denselben Fisch vorstellen sollen. Es fehlt zwar an Nr. 39 die Brustflosse, doch spricht
der ganze Habitus des Fisches dafür, dass wir es mit einem Panzerwanger zu thun haben. — Das Fehlen einer Flosse, das sich auch noch
an anderen Fischen wiederholt, beweist nur, dass der ägyptische Zeichner auf diese für den heutigen Systematiker so wichtigen Bewegungs-
organe keinen grossen Werth legte. Handelt es sich nun darum, die Namen der vorliegenden beiden Objecte zu bestimmen, so wird man an
Scorpaena und an Pteroiis denken müssen, und weil die drei aus dem rothen Meer bekannten Scorpaenaarten keine so stark entwickelten
Hautfühler oberhalb des Auges tragen, wie sie in den beiden Abbildungen dargestellt sind, so wird man sich wohl für Pterols entscheiden
müssen. Dabei ist zu bemerken, dass hier wie überall die Strahlen der Rücken- und Afterflosse nicht aufgerichtet sind. Es giebt dies den
Fischen ein etwas anderes Ansehen, als wir es an Abbildungen zu finden gewöhnt sind. Da die Brustflosse in No. 20 kürzer ist als die
Rückenflosse, so möchte ich diesen Fisch als Ptero'is muricata bestimmen.

Durch das sehr spitze Maul fallen die Nummern 19 und 36 auf, welche gewiss den Schwertfisch, Xiphias gladius, vorstellen
sollen, wenngleich die Rückenflosse ein wenig zu weit hinten steht. Dagegen erkennt man daran die für die Scomberoiden charakteristische
steile Stellung und die stark halbmondförmige Biegung nach hinten.

Weniger spitz, doch auch sehr auffällig gebildet ist das Maul von No. 26 und 27. (Die letzte Figur ist im Original am Kopf
beschädigt, doch sieht man ohne weiteres, dass der dargestellte Fisch identisch mit No. 26 ist). Die eigenthümliche Bildung der Schnauze
lässt an Mormyrus oxyrhynchus denken, der allerdings ein Nilfisch ist, also nicht unter die Fische des Meeres gehört.
 
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