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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Die Flotte einer aegyptischen Koenigin aus dem XVII. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und altaegyptisches Militair im festlichen Aufzuge auf einem Monumente aus derselben Zeit abgebildet: nebst einem Anhange enthaltend ... als ein Beitrag zur Geschichte der Schifffahrt und des Handels im Alterthume — Leipzig, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.3523#0037
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Mariette wird bestehen können. — Was mm die Inschriften zu der auf Tafel I. gegebenen Darstellung betrifft, so nennt die zwischen den
beiden Bäumen angebrachte Zeile die Göttin »Hathor als Herrin des Punierlandes«, und der erhaltene Schluss der kleinen vierzeiligen
Legende über dem Kahne, von der leider'die ersten beiden Zeilen gänzlich zerstört sind, lautet: apen tu ha.u em an . s nef
»Dies sind die Schiffe, welche herbeigeführt der Wind«. Die in 13 vertikalen Zeilen zur Erläuterung des Ganzen vor dem ersten
grossen Gemälde angebrachte Inschrift bietet der Entzifferung, wie mir scheinen will, nicht die geringste Schwierigkeit, und glaube ich die-
selbe folgendermassen übersetzen zu dürfen: »Die Fahrt auf dem Meere, das Erreichen des schönen Zieles in dem heiligen
Lande, die glückliche Ankunft der ägyptischen Soldaten in dem Punierlande, gemäss der Anordnung des Götterfürsten
Amon, des Herrn der irdischen Throne in Theben, um herbeizuführen für ihn die Kostbarkeiten des ganzen Landes in
einer ihm erwünschten Menge«. Die zwei Zeilen, welche nun folgen, haben mit der ursprünglichen Abfassung des Textes nichts zu thun,
sie sind mit ungeschickter Hand in späterer Zeit auf Ramses IL eingegraben worden, an der Stelle, wo das Namensschild der grossen Kö-
nigin stand, welches hier, wie beinahe überall auf den Monumenten von ihrem Nachfolger Thutmosis HI. ausgemeisselt worden. Mit Hin-
zunahme des erhaltenen Schlusses der Inschrift, mag die Fortsetzung nach Analogie anderer Texte ursprünglich vielleicht gelautet haben: »(Dies
hat gethan die Königin Aegyptens, die Tochter der Sonne Misaphris. Niemals ist Aehnliches ausgeführt worden) zur Zeit eines früheren
Königs in diesem Lande ewiglich«. — Diese höchst interessante Inschrift, wie ich sie auf TafelI. 1.1—13 mittheile, stimmt, wie ich
verbürgen kann, Zeichen für Zeichen mit dem Original überein, während dieselbe so, wie sie Herr Mariette-Bey auf der Pariser Weltaus-
stellung an seinem ägyptischen Tempel angebracht hatte, eine mit dem Original in vollständigem Widerspruch stehende Composition ist,
die zu übersetzen wohl schwerlich ein Aegyptolog im Stande sein dürfte. Man wolle einsehen die ersten beiden Zeilen der Pariser Tem-
pelinschrift, welche Herr Chabas in seiner »Reponse a la critique« p. 103 mittheilt, mit einem an Herrn Mariette gerichteten Ge-
such um eine Uebersetzung dieses seltsamen Schriftstückes.

Tafel II. führt uns das interessante Bild der Belastung zweier Schiffe vor, und die 16zeilge hieroglyphische Inschrift, welche zu
beiden Seiten der Darstellung angebracht ist, enthält, so zu sagen, den Frachtbrief, denn sie giebt uns in ausführlichster Weise ein genaues
Verzeichniss sämmtlicher für den Transport bestimmten Gegenstände, die wir zum grossen Theil bereits auf den Schiffen erblicken, und zum
andern Theil auf dieselben durch die Matrosen transportiren sehen. Auch diese Inschrift ist von Anfang bis Ende leicht zu verstehen, keine
der hieroglyphischen Gruppen ist mir zweifelhaft, und glaube ich getrost das Ganze folgendermassen übersetzen zu dürfen: »Das Belasten
der Transportschiffe mit einer grossen Menge an herrlichen Produkten Arabiens, mit allerlei kostbaren Hölzern des
heiligen Landes, mit Haufen von Weihrauchharz, mit grünenden Weihrauchbäumen, mit Ebenholz, mit reinem Elfen-
bein, mit Gold und Silber aus dem Lande der Amu, mit dem (wohlriechenden) Tesepholze und der Kassiarinde, mit
Ahamweihrauch und Mestemschminke, mit Anäuaffen, Köphaffen und Tesemthieren, mit Fellen von Leoparden des
Südens, mit Frauen und ihren Kindern. Niemals ist (gemacht worden) ein Transport gleich diesem von irgend einem
Könige seit Erschaffung des Weltalls.« Möglicherweise ist das xePer au^ dm vorhergehende Gruppe zu beziehen, und demgemäss die
Stelle zu übersetzen: »von irgend einem früheren Könige«, auch könnte es sein, dass das Silbenzeichen neb, welches neben »jeder,
irgend einer, alles« auch zweifellos die Bedeutung von »Herr« hat, hier in dieser Weise'aufzufassen ist, und man dann »Königlicher
Herr« zu übersetzen hätte. Der Sinn würde in beiden Fällen im Ganzen derselbe bleiben. Zu dem hier gegebenen Verzeichniss fremd-
ländischer Produkte, mit denen die Meerschiffe einer ägyptischen Königin des XVII. Jahrhunderts v. Chr. belastet werden, wolle man ver-
gleichen die Produkte, welche etwa 600 Jahre später das Schiff Salomo's aus Ophir mitbrachte. 1. Kön. 10, 22 heisst es: »Denn das
Meerschiff des Königs, das auf dem Meer mit dem Schiffe Hirams fuhr, kam in drei Jahren einmal, und brachte Gold,
Silber, Elfenbein, Affen (cröpl) und Pfauen.« Wir sehen, um wieviel reicher unsere ägyptische Flotte beladen ist, auf der wir übri-
gens, mit Ausnahme der Pfauen, sämmtliche auf dem Schiffe Salomos erwähnten Produkte wiederfinden, den ö'ip Koph, griech. xr$o;, ktitos,
xst-o;, hierogl. 5 v\ Kafu, durch Bild und Schrift deutlich unterschieden von einer andern Species, dem Anäuaffen, kopt. eil simia. Man wolle
hier beachten die fünf auf den Schiffen, theils sitzend, theils umherspazierend dargestellten Affen, wie 1. 8—9 der Inschrift auf Tafel II., und
die in Originalgrösse gegebenen Hieroglyphen der Tafel IX. Ebenso wolle man einsehen die für die Produkte Arabiens so ungemein lehr-
reichen Inschriften des Edfuer Tempellaboratoriums, welche ich in ihrer ganzen Ausdehnung mitgetheilt: »Geogr. Inschr. H. Tafel
LXXX—C und Tempelinschr. I. Tafel LH-LXXV, wie Tafel XVHI b-h und Tafel XIV a-c dieses Werkes. Wenn ich mich hier wieder
veranlasst fühle, auf meine eigenen Arbeiten zu verweisen, so ist der Beweggrund keineswegs eine besondere Liebhaberei, mich selbst zu
citiren, sondern es geschieht einfach deshalb, weil mir keine andere so reichhaltige Sammlung von hierauf Bezug habenden Inschriften bekannt ist,
und was die Erwähnung meiner Arbeiten in dem vorstehenden Reisebericht betrifft, so ist es dort, wo ich ja speciell von meiner Reise und
den Ergebnissen meiner Studien auf ägyptischem Boden spreche, wohl ebenfalls ganz am Platze, wenn ich mir erlaubte, meine ^schriftlichen
Publikationen der Reihe nach aufzuführen.

Tafel III. giebt uns die glücklich von ihrer Reise nach Arabien in die Thebais zurückkehrende Flotte, und zwar drei reich beladene
Schiffe derselben. Die siebenzeilige Inschrift, welche zur Erläuterung des Bildes beigegeben ist, lautet: »Die Fahrt nahm einen Ausgang
zur Zufriedenheit; glückliche Ankunft in der Thebais zur Freude der ägyptischen Soldaten. Die (arabischen und äthio-
pischen) Fürsten, nachdem sie einpassirt in dieses Land, (das erntet sen der 1. 3 könnte auch durch »mit ihnen« übersetzt
werden, doch ich glaube dass das »sen«, wiewohl es ohne Determinativ gebraucht ist, hier als Verbum in der bekannten Bedeutung von: »an
einen andern Ort übergehen, erreichen, einpassiren« aufzufassen ist) führen herbei, wie noch nicht ist herbeigeführt
worden, was dem von ihnen Gebrachten zu vergleichen wäre, von irgend einem der ägyptischen Könige an Kostbar-

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