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Dümichen, Johannes [Editor]
Die Flotte einer aegyptischen Koenigin aus dem XVII. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und altaegyptisches Militair im festlichen Aufzuge auf einem Monumente aus derselben Zeit abgebildet: nebst einem Anhange enthaltend ... als ein Beitrag zur Geschichte der Schifffahrt und des Handels im Alterthume — Leipzig, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.3523#0038
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keiten desLandes Arabien für die grosseMajestät dieses Gottes Amon-Ra, des Herrn der irdischen Throne«. In unserer Inschrift
1. 3 steht nur »die Fürsten«, doch dass die arabischen und äthiopischen gemeint sind, geht deutlich aus einem anderen auf derselben
Wand befindlichen Gemälde hervor, in welchem die in Aegypten angekommenen Fürsten knieend vor dem Throne der Königin dargestellt
sind und in den beigegebenen Inschriften bezeichnet werden als »die Grossen des Punierlandes und der Nubischcn Jagelvölker
aus der Landschaft Chont-hon-nefer« (Anu-Keus nu -/ont-hon nefer). Eine ebenfalls dazu gehörige, aus sieben verticalen Zeilen be-
stehende Inschrift, die leider an ihrer obersten Hälfte abgebrochen ist, lautet in erster Zeile: » . . . . das Küssen die Erde vor der
Thatenreichen (»Usert-kau« — ein beständiger Beiname der Königin Misaphris) von Seiten der Grossen des Punierlandes (fehlt
ein Stück, dann folgt) und der Jagdvölker Nubiens aus dem Lande yont-hon-nefer.« Die in horizontaler Kichtung über den knie-
enden Punierfürsten und ihren Geschenke darbringenden Leuten eingemeisselte Inschrift lautet: »Die Grossen des Punierlandes. Ihre
Rede, die sie sprechen, indem sie erbitten den Frieden von Ihrer Majestät: Huldigung Deinem Antlitz, o Königin
Aegyptens, Sonne, strahlend gleich der Sonnenscheibe Aten, eure Herrin das ist Arabiens Herrin.« Interessant ist in
dieser Anrede der fremden Fürsten, dass sie die Aegyptische Königin ihrem höchsten Gotte, dem leuchtenden Gestirn des Tages, der Sonnenscheibe,
hierogl. Aten geschrieben, vergleichen, und ebenso auf die gemeinsame Verehrung der Hathor-Aphrodite hinweisen, welche Gemeinsamkeit des
Kultes auch sonst vielfach durch die Inschriften bestätigt wird. Das hieroglyphische Aten ist hier gewiss gebraucht mit einer Anspielung auf das
semitische ffxm Die Fürsten wollen nichts anderes sagen, als »eure höchsten Götter sind auch unsere Götter.« Dass die Nubischen
Jagdvölker der Landschaft Chent-hon-nefer« hier mit erwähnt werden, und dass wir unter der Schiffsfracht eine Menge von Naturpro-
dukten des Sudan finden, scheint zu beweisen, dass schon in den ältesten Zeiten zwischen Aegypten und dem oberen Nubien das rothe Meer
die Verkehrsstrasse bildete. — An die Flotte des Meeres habe ich angereiht die für die Nilschiffahrt bestimmten Königlichen Barken, von
denen ich nach Darstellungen desselben Denkmals eine Anzahl auf Tafel IV. und V. zur Mittheilung bringe.

Tafel IV. Es befindet sich von den beiden Barken der obersten Reihe gegenwärtig No. 1 im Original in unserem Museum. In
dem für die reisenden Aegyptologen goldenen Zeitalter vor Herrn Mariette-Bey, als es noch gestattet war, ein ägyptisches
Denkmal für ein europäisches Museum zu erwerben, hat Herr Professor Lep.sius das in Rede stehende aus einer der Hallen von Der-el-
balieri für das Berliner Museum mitgebracht, welches nachher in seinen Denkmälern Band V. Tafel XVII. publicirt worden ist. Aus mehreren
Gründen vermuthe ich, dass es in die eine Halle der untersten Terrasse gehört, und zwar in diejenige, welche beim Aufsteigen linker Hand
von dem Mittelwege gelegen ist, und habe ich sonach, es als das erste Schiff der obersten Reihe betrachtend, auf der vorliegenden Tafel eine
Reconstruetion der ganzen Wand versucht. Durch das Abheben desjenigen Theiles der Wand, der das Schiff unseres Museums enthielt, ist
noch ein Stück der obersten Hälfte der zweiten Reihe mit abgebrochen worden, was mich ebenfalls in der Annahme sicher macht, dass unsere
Barke hierher gehört. Den Schluss der obersten Reihe habe ich ergänzt nach einem in der Nähe liegenden, wohl ebenfalls dazu gehörigen
Steinblocke, welcher allerdings nur das Hintertheil eines Schiffes mit dem Steuermann enthielt, das mir aber ganz vorzüglich als Schluss des
obersten Feldes zu passen schien. Die sechs verticalen Zeilen vor der ersten Barke dürfen wohl, wie folgt, übersetzt werden: »Frohe An-
kunft im Westen, das ganze Land ist in Freude an diesem schönen Feste dieses grossen Gottes. Sie jauchzen, indem
sie zweifach darbringen Lob und Preis dem Königlichen Herrn der beiden Länder.« Diese Barke war für den König Thutmo-
sis IL gebaut und führte, wie ja auch noch heute Fluss- und Seeschiffe ihre besondere Benennung haben, den Namen »Stern der beiden
Länder«. Dies erfahren wir aus den zu beiden Seiten des Apisornamentes angebrachten Königsschildern, wie aus der ersten Zeile der
hieroglyphischen Inschrift über der Königliche Barke, welche lautet: »Gruss der Mannschaft in der Barke des KönigsThutmosisIL
»Stern der beiden Länder«. Sie sprechen mit lautem Rufen zu derFürstin derNekropolis, der herrlichen Göttin, der

Gebieterin.....« (Schluss der Zeile nicht vorhanden.) Die zehn Schiffe der untersten Reihe, bei denen ich mir, wie bereits bemerkt,

ebenfalls eine Ergänzung des fehlenden Theiles erlaubt habe, sind wohl als an der Ostseite, im Hafen der Stadt ankommend, dargestellt. Die zugehö-
rige Inschrift lautet: »Ankunft zur Zufriedenheit in Theben, dem kriegerischen (ist eine Gruppe ausgemeisselt) es erfasst sie
Freude beim Schauen dieses Monumentes, welches errichtet hat (die Königin Misaphris) ihrem Vater (Amon-Ra).« Aus' der
hieroglyphischen Gruppe, welche über dem mit der Peitsche auf dem Verdeck der Kajüte stehenden Mann angebracht ist, erfahren wir den
altägyptischen Namen für Schiffskapitain, welcher lautete: »yorp x,ent, Oberster der Schifffahrt.«

Tafel V. Diese Abbildungen befinden sich wieder auf der dritten Terrasse, und zwar in demjenigen Räume, welcher unmittelbar
anstösst an die grosse von 22 Pfeilern getragene Halle, der die Darstellung der Seeexpedition entnommen ist. Auch von dieser Wand fehlt
wieder ein bedeutender Theil, nur die unterste Reihe ist ganz vollständig erhalten, von der zweiten ist das Mittelstück ausgebrochen, und von
der ersten fehlt die oberste Hälfte der zweiten Barke. Wie auf der vorhergehenden Tafel, habe ich auch hier durch eine feine Linie meine Reconstruetion
angedeutet. Ueber den Barken des ersten Feldes stehen drei Zeilen, die leider am Ende wieder abgebrochen sind. Die Inschrift beginnt mit
den Worten: »Es bringt den Gruss die Mannschaft der Königlichen Barke . . . .« (Fortsetzung abgebrochen). Zweite Zeile:
»Sie preisen die Königin Misaphris als die Thatenreiche. Man spricht Worte des Jubels im Himmel und auf Erden . . .«
(Schluss abgebrochen). Dritte Zeile: »Hathor, die da wiederholt schafft die Geburt in Theben, ruft jubelnd der Königin zu:
Was der Himmel besitzt, es gehört Dir!« —Am Vordertheile der ersten Barke steht in kleinen Hieroglyphen: »Ankunft im Westen«,
die vier dort befindlichen Männer werden bezeichnet als »Die Königlichen Grossen«, und der mit der Peitsche auf dem Verdeck leb-
haft vorwärts schreitende Kapitän ruft den Matrosen das »yallah!« zu, auf altägyptisch »ihu useru. Vorwärts ihr Ruderer!« Die
Inschrift vor der ersten Barke des Mittelfeldes zum Theil ausgemeisselt, doch dürfen wir sie wohl nach Analogie der darunter stehenden
ergänzen in: »Es bringt den Gruss der Hathor die Herrin mit Leben, Heil und Kraft, die Königin Misaphris, die ewig
lebende«. Die vier Zeilen über den beiden Priestern, mit Opferspenden in der Hand, gänzlich zerstört, erhalten jedoch ist die Inschrift ganz
ähnlichen Inhaltes am Schluss des mittelsten Feldes, welche lautet: »Das Dir gebührende Opfer, o Hathor, Herrin des Himmels.
Mache stark die Königin Misaphris und den König Thutmosis«. Die Inschrift vor den Barken des untersten Feldes lautet:
»Gruss der Thebanischen Hathor von Seiten des Herrn mit Leben, Heil und Kraft, des Königs Thutmosis HL, des ewig
lebenden.« Die Inschrift über dem opfernden Priester, welcher hinter dem Königlichen Throne steht, lautet: »Das Dir gebührende
Opfer o Hathor, Herrin des Himmels. Mache stark die Königin Misaphris in diesem Jahre der Jahre.« Die fünf Zeilen
zu beiden Seiten des vorletzten Steuers dürfen vielleicht übersetzt werden: »Es rufen aus in der Barke dieMatrosen: Die gnädigen
Herrscher, sie haben errichtet das Monument ihrer Mutter Hathor, damit dieselbe sein möge dort, wo sie sind immer-
dar.« (Bezieht sich auf die Königin und den gemeinschaftlich mit ihr regierenden Thutmosis III.) Die Inschrift über den drei Priestern,
die mit Opferspenden in der Hand hinter dem Königlichen Throne der letzten Barke stehen, lautet wieder wie oben: »Das Dir gebüh-
rende Opfer, o Hathor, Herrin des Himmels. Mache stark die Königin Misaphris und den König Thutmosis.«

Tafel VI—"VIII. Altägyptisches Militär im festlichen Aufzuge. Es passen die Darstellungen dieser drei Tafeln eigentlich nicht
recht zu dem Thema, welches ich in der vorliegenden Arbeit mir gestellt habe, doch da sie einen Theil der beiden Wände ausmachen, welche
 
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