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Duhn, Friedrich; Messerschmidt, Franz [Oth.]
Italische Gräberkunde (Band 1) — Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42904#0546
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532 Latium.

Satricum-Conca.

migem umlaufendem Band, wie oft z, B. aus Caere im Louvre
und sonst. Ferner Eisenwaffen. — Im Gegensatz, zu solchen Be-
stattung sgräbern fällt die schon oben S. 412 hervorgehobene, durch-
aus an die albanischen Gräber sich anschließende Ärmlichkeit der
Brandgräber auf, zeitlich erklärlich, weil jene Brenner noch nicht
durch Seehandel, Export und Import reich geworden waren und
auf ausländischen Schmuck und entsprechende Sitten noch ver-
zichten mußten. Die Inventare bezeugen, wie mir Rizzo mitteilte,
daß sich in den Bozzettogräbern nur Lokalgeschirr des latinischen
Typus gefunden hat. Andererseits bestätigt auch das Wenige, was
die Notizie 1898 berichten und was sich aus dem Augenschein!
der im Museo Papa GiuliO' ausgestellten Dinge ergibt, daß die oben
durch den mir von Rizzo vor Jahren mitgeteilten Inhalt der
Gräber II und VI — es waren die beiden Not. 1896, 199 er-
wähnten — charakterisierte Epoche im wesentlichen auch für die
übrigen Gräber der leider noch ganz unvollständig untersuchten
und veröffentlichten Nekropole zutrifft. Die sukzessive Beisetzung
in den größeren mit einem inoch1 erkennbaren Tumulus bedeckt
gewesenen Gräbern — vereinzelt auch hoch ärmliche Brandgräber
des hörig gewordenen früheren Stammes zwischen den Bestat-
tungen — ergibt natürlich kleinere Zeitunterschiede auch zwischen
letzteren, aber durchweg reiche Ausstattung, dem geöffneten See-
verkehr entsprechend: also ,,protokorinthisches“ und „korinthisches“
Geschirr (ein aufgerollt abgebildeter Streifen mit Flügeltieren, ja-
gendem Kentaur, Reiter, Löwen, einem löwenköpfigen Dämon
weist nach Rhodos oder dem kleinasiatischen Südwesten: Not.
1898, 170), auch glänzend schwarze Schalen, geschmückt mit ein-
gravierten und rot gefüllten Lotosblättem, wie man sie auf Samos
und Rhodos findet, in den Frauengräbern Zierblättchen aus ge-
stanztem Goldblech, aus Bronze Spiralarmbänder und Fibeln a
sanguisuga und gefüllte Kahnfibeln, alles Formen, die auch aus
Kyme und seinem Hinterland, namentlich Suessula, bekannt, also:
wohl von dort gekommen sind. Die Männergräber sind meist noch
mit Waffen, eisernen Lanzen, ausgerüstet gewesen. Von besonderem
Interesse ist, daß; sich in einem Frauengrabe bereits eine künst-
liche Zahnpiece gefunden hat, die fünf Zähne umfaßte, darunter
einen, der durch einen Goldmantel ganz umhüllt war (della Seta,
Museo S. 350, 12206; abg, Not. 1898, 169). Es wird das früheste
Beispiel künstlichen Zahnersatzes in Italien sein, da die bekannten
Gornetaner Stücke (s. Bd. II) jüngeren Gräbern angehören.
Mit der Mitte des 6. Jahrhunderts hören die bis. jetzt ge-
fundenen Gräber Satricums auf; damit soll nicht gesagt sein, daß;
das Leben der Stadt damals etwa unter dem Druck der römischen
Eroberung überhaupt aufgehört habe. Noch 389 wird ein Abfall
Satricums von Rom berichtet (Diod. XIV, 102), das also damals
 
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