Taranto, Messape, Leporano.
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schon früh besiedelt worden1. Die Stelle, die mitten in dem großen
Bogen des jonischen Meeres gelegen ist, zog vor den Griechen auch
andere Stämme an, zuerst für uns faßbar die Sikuler, deren Kultur
durch Matera gekennzeichnet ist2. Sie legten ihre Wohnungen an der
Stelle des Arsenals und dem Punkte Bellavista (nahe dem Nordrande
des Mare piccolo) an. Die zweite Gruppe, leider ohne Gräber, ist die
Siedlung Scoglie del Tonno, deren Wesen lange umstritten war, die
jetzt aber durch die Forschungen Rellinis aus dem Verbände der Pfahl-
bauern bzw. Terramaricoli gelöst ist3. Ihr definitives ethnisches Ge-
präge bekam die Stelle mit ihrem Hinterlande aber erst, als illyrische
Stämme teils zu Lande, teils zur See in Apulien einrückten4. Bis in
das 5. Jahrh. hinein blieb dann der Besitz der wichtigen Stelle zwi-
schen den griechischen Kolonisten und den illyrischen Kreisen strittig,
bis der Sieg den Griechen sich zuneigte. Kretschmer5 hat in dem Na-
men der Stadt nach dem Flusse Taras einen Rest illyrischer Sprache
erkannt6. Zwar hat die Halbinsel archäologisch bisher keinen gesicher-
ten illyrischen Grabfund gezeigt, aber nach M. Mayers Interpretation
eines Depot-Fundes im Borgo (Taf. 40)7 mit Analogien in Istrien und
Bosnien, darf es als gesichert gelten, daß die Griechen bei der
Besiedlung der Stelle beiderseits des Durchgangs zum Mare piccolo
eine illyrische Bevölkerung vorfanden. Es liegt nahe, die zahlreichen
Vasen als Abraum einer Nekropole durch spätere Jahrhunderte zu er-
kennen. 140 Gefäße einer dunkelgrauen Ware heben sich deutlich
von 210 mit geometrischen Mustern auf einem bräunlichen Überzüge
ab. Neben den Schalen, Mischkrügen und Wassergefäßen sind die
Ritualtassen besonders zahlreich. Da nach dem Ausweis der Grab-
funde der Daunia und Peucetia auf jedes Grab eine solche Spende-
tasse kommt, gewinnen wir damit einen Anhalt für die Zahl der taran-
tiner japygischen-illyrischen Beisetzungen. Es müssen mehr als 100 ge-
1 Zum Namen: Wuilleumier, Rev. Etudes latins 10, 1932, 127—146. Krähe,
ZONF 5, 22: tj Tocpaq-Tarentus. CIL IX p. 21 f.
2 Dazu ItGk 1, 41 und 50.
3 Messerschmidt, Bronzezeit 19. Foglia, AttiAccNapoli 22, 1903. s. o. S. 282.
4 Mayer, Apulien 328f. Ders. RE 15, 1191 ff. v. Duhn, Reallex 13, 192f. Der
Artikel v. St. Weinstock RE II 8, 2299 ist für die Frühzeit unergiebig.
5 Glotta 14, 1925, 88f.
6 Den gleichen illyrischen Stamm will Vasmer in der deutschen Stadt Tha-
randt erkennen: Z. f. Slawische Philologie 6, 147. Kretschmer, Glotta 14, 89. Krähe,
WaG 3, 287f. zu den Tarantos in Bithynien. Dazu unsere Bemerkungen s. o. S. 273.
Illyrische Namen in Deutschland: Karte von W. Schultz in Gauss, Das Buch vom
deutschen Volkstum (1935) Taf. 365, 3.
7 Apulien 1 ff. Taf. 3 und 4. Zuletzt RE 29, 1191 f.
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schon früh besiedelt worden1. Die Stelle, die mitten in dem großen
Bogen des jonischen Meeres gelegen ist, zog vor den Griechen auch
andere Stämme an, zuerst für uns faßbar die Sikuler, deren Kultur
durch Matera gekennzeichnet ist2. Sie legten ihre Wohnungen an der
Stelle des Arsenals und dem Punkte Bellavista (nahe dem Nordrande
des Mare piccolo) an. Die zweite Gruppe, leider ohne Gräber, ist die
Siedlung Scoglie del Tonno, deren Wesen lange umstritten war, die
jetzt aber durch die Forschungen Rellinis aus dem Verbände der Pfahl-
bauern bzw. Terramaricoli gelöst ist3. Ihr definitives ethnisches Ge-
präge bekam die Stelle mit ihrem Hinterlande aber erst, als illyrische
Stämme teils zu Lande, teils zur See in Apulien einrückten4. Bis in
das 5. Jahrh. hinein blieb dann der Besitz der wichtigen Stelle zwi-
schen den griechischen Kolonisten und den illyrischen Kreisen strittig,
bis der Sieg den Griechen sich zuneigte. Kretschmer5 hat in dem Na-
men der Stadt nach dem Flusse Taras einen Rest illyrischer Sprache
erkannt6. Zwar hat die Halbinsel archäologisch bisher keinen gesicher-
ten illyrischen Grabfund gezeigt, aber nach M. Mayers Interpretation
eines Depot-Fundes im Borgo (Taf. 40)7 mit Analogien in Istrien und
Bosnien, darf es als gesichert gelten, daß die Griechen bei der
Besiedlung der Stelle beiderseits des Durchgangs zum Mare piccolo
eine illyrische Bevölkerung vorfanden. Es liegt nahe, die zahlreichen
Vasen als Abraum einer Nekropole durch spätere Jahrhunderte zu er-
kennen. 140 Gefäße einer dunkelgrauen Ware heben sich deutlich
von 210 mit geometrischen Mustern auf einem bräunlichen Überzüge
ab. Neben den Schalen, Mischkrügen und Wassergefäßen sind die
Ritualtassen besonders zahlreich. Da nach dem Ausweis der Grab-
funde der Daunia und Peucetia auf jedes Grab eine solche Spende-
tasse kommt, gewinnen wir damit einen Anhalt für die Zahl der taran-
tiner japygischen-illyrischen Beisetzungen. Es müssen mehr als 100 ge-
1 Zum Namen: Wuilleumier, Rev. Etudes latins 10, 1932, 127—146. Krähe,
ZONF 5, 22: tj Tocpaq-Tarentus. CIL IX p. 21 f.
2 Dazu ItGk 1, 41 und 50.
3 Messerschmidt, Bronzezeit 19. Foglia, AttiAccNapoli 22, 1903. s. o. S. 282.
4 Mayer, Apulien 328f. Ders. RE 15, 1191 ff. v. Duhn, Reallex 13, 192f. Der
Artikel v. St. Weinstock RE II 8, 2299 ist für die Frühzeit unergiebig.
5 Glotta 14, 1925, 88f.
6 Den gleichen illyrischen Stamm will Vasmer in der deutschen Stadt Tha-
randt erkennen: Z. f. Slawische Philologie 6, 147. Kretschmer, Glotta 14, 89. Krähe,
WaG 3, 287f. zu den Tarantos in Bithynien. Dazu unsere Bemerkungen s. o. S. 273.
Illyrische Namen in Deutschland: Karte von W. Schultz in Gauss, Das Buch vom
deutschen Volkstum (1935) Taf. 365, 3.
7 Apulien 1 ff. Taf. 3 und 4. Zuletzt RE 29, 1191 f.
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