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Sillib, Rudolf [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 10): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17235#0015
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■tuch bekleidet, am Haupt einen kreuzbelegten Nimbus.
Oben die in verstümmelter unlesbarer Form angebrachte
Inschrift i n t i. Links steht Maria die Hände auf der
Brust gefaltet, nach rechts blickend; rechts steht, nach
links emporblickend, Johannes, die Hände vor der Brust
zusammenlegend; beide mit einfachem Heiligenschein.
Der Boden ist mit wagrechten Strichen schraffiert. Dop-
pelte Einfassung (?). 55 (?) : 40 (?).

(S. 462a.) Bemalung: gelb, rosa, rotlack, hellbraun,
braungelb. Auf allen Seiten beschnitten; vielleicht ein Teil
eines Blattes mit noch anderen Darstellungen. Schwarzer
Druck.

Dieser kleine Holzschnitt ist eingeklebt auf Bl. 39v
des cod. lat. 20123, eines Sedez-Erbauungsbüchleins aus !
Kloster Tegernsee. Das Buch ist ganz von einer Hand
geschrieben; dreimal, auf Bl. 111v, 245v und 310\ ist
als Schreibdatum das Jahr 1498 angegeben. Der vorlie-
gende Holzschnitt dürfte ungefähr zwanzig Jahre älter
und bayerisches Erzeugnis sein. Von den Innenseiten des
Vorder- wie des Rückdeckeis der Handschrift scheinen
Kunstblätter ausgelöst worden zu sein.

8. Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes, Longinus und dem Hauptmann.

Der Heiland hängt am Kreuz, das Haupt nach links ge-
neigt, mit kreuzbelegtem Nimbus. Links neben dem Kreuz
steht Maria, die Hände über der Brust kreuzend, links
hinter ihr Longinus, dem Heiland die Lanze in die Seite
stoßend. Rechts neben dem Kreuz steht Johannes, die
Hände zusammengelegt erhoben, hinter ihm in Ritter-
rüstung mit turbanähnlicher Kopfbedeckung der Haupt-
mann, die linke Hand am hängenden Schwert, mit der
rechten auf den Gekreuzigten deutend. Ueber dem dop-
pelrandigen Bild steht mit beweglichen Lettern: vere
f i 1i u s d e i erat i s t e. 95 : 70.

(S. 487a.) Ohne Bemalung. Schwarzer Druck.

Dieser Holzschnitt ist eingeklebt auf der Innenseite
des Vorderdeckels von cod. lat. 17423, einem handschrift-
lichen Missale aus Kloster Scheiern, welches die Schreib-
daten 1496 und 1499 enthält, damals wohl auch ge-
bunden und mit dem Bild geschmückt worden ist. Der
Holzschnitt ist wohl im letzten Jahrzehnt des 15. Jahr-
hunderts vielleicht in dem nahen Augsburg angefertigt.
Auch als Kanonbild war anscheinend ein Kunstblatt in
der Handschrift eingeklebt, welches aber ausgelöst wor-
den zu sein scheint.

9. Christus am Kreuz mit Maria und
Johannes, dem Hauptmann und einer wei-
teren Person. Der Heiland hängt am Kreuz, welches
oben ein Schriftband mit i n r i trägt. Links steht Maria,
mit der linken Hand das Gewand haltend, die rechte an
ihr Gesicht haltend, hinter ihr Johannes mit der Linken
an ihr Gewand greifend. Rechts vom Kreuz in Rüstung

der Hauptmann, die linke Hand am Schwertgriff, die
rechte zu dem Gekreuzigten emporhebend. Hinter ihm
eine nur von rückwärts sichtbare Person. Vierfache Rand-
linien, mit Schraffierung zwischen der zweiten und dritten
Linie, und Winkellinien. 71 : 50.

(S. 492a.) Bemalung: grün, gelb, blau, ziegelrot,
blaßcarmoisin, gold. Schwarzer Druck.

Dieser Holzschnitt ist eingeklebt auf der Innenseite
des Rückdeckeis von cod. lat. 19928, einem aus Kloster
Tegernsee stammendem Brevier mit Kalender. Letzterer
scheint nach einer Notiz auf Bl. 4 zunächst für das Jahr
1477 benützt worden zu sein. Ungefähr in diese Zeit
weisen auch die Schriftzüge, sowie der Originaleinband,
Holzdeckel mit gelblichem Leder überzogen. Damals mag
auch zum Schmuck der vorliegende Holzschnitt eingeklebt
worden sein, wenn er auch schon ungefähr ein Dezen-
nium früher entstanden sein dürfte. Der Bemalung nach
scheint er schwäbischen Ursprungs zu sein.

10. Die Kreuzabnahme. An das Kreuz T sind
zwei Leitern angelehnt, eine links von vorn, die andere
rechts von hinten. Auf der linken steht ein Mann (Josef
von Arimathia), welcher den rechten Arm des Gekreu-
zigten herabnimmt, während auf der rechten Leiter ein
anderer Mann steht, der mit seiner linken Hand eben
den Nagel aus der linken Hand des Heilands zu lösen
scheint, während er mit seiner rechten Hand dessen linken
Arm hält. Am Fuße des Kreuzes steht Nikodemus, im
Begriff die Nägel aus den Füßen herauszuziehen. Links
im Vordergrund steht Johannes mit Heiligenschein, halb
von hinten gesehen, nach rechts gewendet. Rechts vor
dem Kreuz steht zunächst Maria, nach links gewendet,
merkwürdigerweise ohne Heiligenschein, das Manteltuch
mit eigenartiger Gebärde dem Gekreuzigten entgegen-
haltend. Noch weiter vorn rechts sind drei nur in groben
Umrissen gezeichnete Frauengestalten mit Heiligenscheinen
angebracht. 109 (beschnitten): 81 (beschnitten).

(S. 496a.) Bemalung: grün, gelb, rosa, rotlack, hell-
braun. Links oben scheint noch ein geringer Teil der
Randlinie sichtbar zu sein, während alle übrigen Rand-
teile weggeschnitten sind; doch dürfte nicht sehr viel vom
ganzen Bild fehlen. Das Papier ist ohne Wasserzeichen.
Schwarzgrauer Druck.

Dieser interessante Holzschnitt ist eingeklebt als Bl.
88 in den cod. lat. 20122 und zwar mitten in einen von
anderer Hand geschriebenen Hymnus.

Die Handschrift stammt aus Kloster Tegernsee und
enthält, von verschiedenen Händen geschrieben, eine
Sammlung von Gebeten, Betrachtungen und anderen
geistlichen Texten. Der kleine Sedezband ist in Tegern-
see selbst geschrieben; nobis Tegernseensibus sagt der
Schreiber einmal (Bl. 99^). Die Schriftzüge weisen in die
zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts; Bl. 99^ ist die Rede
 
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