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Sillib, Rudolf [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 10): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17235#0016
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von einer Reliquie, die circa annum domini 1457 nach
Tegernsee gekommen sei; auf Bl. 58- stehen Gebete,
die, wie dort bemerkt ist, von Papst Sixtus IV. 1475 vor-
geschrieben worden seien. Die Handschrift hat noch ihren
Originaleinband, Holzdeckel mit rosa Leder überzogen,
mit kleinen Ornamenten bepreßt. Der Einband dürfte
Ende des 15. Jahrhunderts in Tegernsee gefertigt worden
sein. Damals wurden zum Schmuck des Erbauungsbüch-
leins drei Holzschnitte verwendet, von denen einer in
den Band eingebunden wurde, während die beiden
anderen eingeklebt sind. Während der eingebundene und
der im Stil mit ihm gleiche erste eingeklebte Holzschnitt,
welche wir in dem nächsten Band in Zusammenhang
mit dazugehörigen Bildern mitteilen werden, erst dem
Ende des 15. Jahrhunderts angehören, ist der andere ein-
geklebte Holzschnitt, welcher hier vorliegt, ein gutes Stück
älter und dürfte der Mitte des Jahrhunderts zuzuweisen
sein. Wahrscheinlich ist er bayerischer Herkunft. Er ist
vorn (zu beiden Seiten des Kreuzes) und auf seiner Rück-
seite mit Schrift bedeckt, welche man ungefähr ins Jahr
1460 setzen möchte. Trotz der Unbeholfenheit der Zeich-
nung steckt eine gewisse Lebhaftigkeit in der Darstellung
dieses Bildes, und die figürliche Gruppierung unterscheidet
sich wesentlich von anderen Holzschnittbildern desselben
Vorganges.

11. Christi Auferstehung. Aus dem querstehenden
Sarkophag steigt der Heiland, etwas nach rechts blickend,
einen Mantel um die Lenden und über die linke Schulter,
mit einfachem Nimbus, die rechte Hand segnend erhoben,
in der unter dem Mantel verborgenen linken die Kreuzes-
fahne haltend, mit dem rechten Bein aus dem Grabe
steigend, während das linke nicht sichtbar ist. Vor dem
Grabe liegt der Länge nach ein Krieger in völliger Rüstung,
neben ihm eine stachelbesetzte Keule, links hinter dem
Grab sitzt in schlafender Stellung ein zweiter, von dem
nur die spitze, turbanartige Kopfbedeckung und die vor
das Gesicht auf das Grab gelegten Arme sichtbar sind;
hinter ihm eine Hellebarde. Rechts hinter dem Grab mit
ebenfalls turbanartiger Kopfbedeckung nur mit dem Ober-
körper sichtbar ein dritter, die linke Hand an das Gesicht
haltend, die rechte an einem Schwertknauf; rechts neben
ihm ein Schild. Doppelte Einfassung. 73 : 64 (beschnitten).

(S. 543a.)Bemalung: grün, gelb, gold, rosa, carmoisin-
lack, zinnober. Oberer und unterer Rand beschnitten.
Schwarzer Druck.

Dieser Holzschnitt ist eingeklebt auf Bl. 8v des cod. lat.
2909, einer schönen Pergamenthandschrift aus dem Kloster
Altenhohenau am Inn, einem Breviarium, welches, von
einer Hand geschrieben, der Schrift nach um 1470 an-
gefertigt worden sein dürfte. Ein Schreibdatum ist nicht
vorhanden. Die Darstellung des Holzschnitts steht in
Verbindung zum Text, dem Auferstehungsoffizium, vor

: welchem leerer Raum gelassen war, offenbar zur Aus-
; schmückung mit einem Bilde. Statt einer vielleicht be-

absichtigten Miniatur wurde der Holzschnitt zum Schmuck
| verwendet, den man wohl auch ungefähr auf 1470 datieren
! darf. Er ist wahrscheinlich bayerischen Ursprunges und

gehört vermutlich zu einer Passionsserie.

12. Christi Auferstehung. Aus dem offenen Sar-
kophag steigt Christus mit Heiligenschein, nach vorn schrei-
tend, den einen Fuß noch im Grabe, den andern auf der
Stufe des Grabes, die Hände ausgebreitet, in der einen

I die Kreuzesfahne haltend, mit der anderen segnend; nach
links fliegt das Gewand. 38 : 36.

(S. 548a.) Bemalung: grün, gelb, rosa, zinnober,
blauschwarz. Grauer Druck.

Ist eingeklebt auf Bl. 35r des cod. lat. 20034. Ort
und Zeit der Herstellung des Blättchens ist schwer be-
stimmbar. Zu der gleichen Serie wie dieser kleine Holz-
schnitt dürfte ein in derselben unten bei der nächsten Nr.
näher beschriebenen Handschrift (Bl. 160) eingeklebter
gehören, von anscheinend gleichen Maßen, aber an drei
Seiten, an einer besonders stark, beschnitten, mit den
gleichen Farben bemalt, welcher die Grablegung darstellt:
Der Leichnam Christi wird von anscheinend zwei Personen
(es ist nur eine auf einer Seite sichtbar, die andere Seite
ist weggeschnitten) in einen Sarkophag gelegt. Wegen
der Unvollständigkeit dieses Blättchens wurde auf die Re-
produktion verzichtet.

13. Vorbereitung der Kreuzigung Christi.

I In der Mitte des Bildes sitzt auf dem Kreuz Christus, nur

i mit dem Lendentuch bekleidet, die Dornenkrone auf dem
Haupt, das ein doppelrandiger und mit geschweiftem
Kreuz belegter Nimbus schmückt. Links oben hinter einem
Hügel stehen, nur mit den Oberkörpern sichtbar, Maria,
Maria Magdalena und Johannes, Heiligenscheine tragend,

j rechts hinter dem Hügel, ebenfalls nur mit dem Ober-
körper sichtbar, drei Männer, der erste in vornehmer
Kleidung, einen eigenartigen Hut auf dem Kopf, das Ge-
wand durch eine Agraffe auf der Brust zusammengehalten,
in der rechten Hand einen Stab haltend, der zweite Mann
mit tuchartiger, der dritte mit turbanartiger Kopfbedeckung.
Am Stamm des Kreuzes unten ist ein Mann, dessen Hut
vor ihm auf dem Stamm liegt, damit beschäftigt, mit einem
langen Bohrer ein Loch in das Holz zu bohren; er unter-
bricht eben diese Arbeit, hat die eine Hand noch am
Bohrer, den andern Arm aber hat er erhoben und scheint
Christus oder einem anderen am rechten Kreuzarm sitzen-
den Mann etwas zuzurufen. Letzterer trägt einen Hammer
im Gürtel und scheint um das Balkenende einen Strick
zu winden. Neben ihm steht ein geflochtener Korb mit
Zange, Hammer und anderen Werkzeugen. Im Vorder-

, gründe rechts kniet ein Mann mit einer Tasche am Gürtel;

! er hält mit der einen Hand auf einen kleinen Amboß einen:

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