die großen Äste des Baums, und alle Gefühle, die fernsten
und dunkelsten Erinnerungen wurden mit herübergeweht,
und wie Vorhänge fiel es immer mehr von Franzens Seele
zurück, und er sah nur sich und die liebe Vergangenheit.
Er ging mit schnellen Schritten weiter, und alle Bäume
schienen ihm nachzurufen, aus jedem Busche traten Erschei-
nungen hervor und wollten ihn zurückhalten, er taumelte
aus einer Erinnerung in die andere, er verlor sich in ein
Labyrinth von seltsamen Empfindungen.
Er kam auf einen freien Platz im Walde, und plötzlich
stand er still. Er wußte selbst nicht, warum er inne hielt,
und verweilte, um darüber nachzudenken. Ihm war, als habe
er sich hier auf etwas zu besinnen, das ihm so lieb, so un-
aussprechlich teuer gewesen sei; jede Blume im Grase nickte
so freundlich, als wenn sie ihm auf seine Erinnerungen helfen
wollte. „Es ist hier, gewißlich hier!" sagte er zu sich selber,
und suchte emsig nach dem glänzenden Bilde, das wie von
schwarzen Wolken in seiner innersten Seele zurückgehalten
wurde. Mit einem Male brachen ihm die Tränen aus den
Augen, er hörte vom Felde herüber eine einsame Schalmeie
eines Schäfers, und nun wußte er alles. Als ein Knabe von
sechs Jahren war er hier im Walde gegangen, auf diesem
Platze hatte er Blumen gesucht, ein Wagen kam daher-
gefahren und hielt still, eine Frau stieg ab und hob ein Kind
herunter, und beide gingen auf dem grünen Platze auf und
ab und vor dem kleinen Franz vorüber. Das Kind, ein lieb-
liches blondes Mädchen, kam zu Franz und bat um seine
Blumen, er schenkte sie ihr alle, ohne selbst seine Lieblinge
zurückzubehalten, indes ein alter Bedienter auf einem Wald-
horn blies und Töne hervorbrachte, die dem jungen Franz
damals äußerst wunderbar in die Ohren klangen; dann fuhren
die Fremden wieder fort, und er erwachte wie aus einem
Entzücken zu sich und den gewöhnlichen Empfindungen,
den gewöhnlichen Spielen, dem gewöhnlichen Leben von
einem Tage zum andern herüber. Dazwischen klangen immer
die holden Waldhorntöne in seine Existenz hinein, und vor
ihm stand wie der Mond das holde Angesicht des Kindes,
24
und dunkelsten Erinnerungen wurden mit herübergeweht,
und wie Vorhänge fiel es immer mehr von Franzens Seele
zurück, und er sah nur sich und die liebe Vergangenheit.
Er ging mit schnellen Schritten weiter, und alle Bäume
schienen ihm nachzurufen, aus jedem Busche traten Erschei-
nungen hervor und wollten ihn zurückhalten, er taumelte
aus einer Erinnerung in die andere, er verlor sich in ein
Labyrinth von seltsamen Empfindungen.
Er kam auf einen freien Platz im Walde, und plötzlich
stand er still. Er wußte selbst nicht, warum er inne hielt,
und verweilte, um darüber nachzudenken. Ihm war, als habe
er sich hier auf etwas zu besinnen, das ihm so lieb, so un-
aussprechlich teuer gewesen sei; jede Blume im Grase nickte
so freundlich, als wenn sie ihm auf seine Erinnerungen helfen
wollte. „Es ist hier, gewißlich hier!" sagte er zu sich selber,
und suchte emsig nach dem glänzenden Bilde, das wie von
schwarzen Wolken in seiner innersten Seele zurückgehalten
wurde. Mit einem Male brachen ihm die Tränen aus den
Augen, er hörte vom Felde herüber eine einsame Schalmeie
eines Schäfers, und nun wußte er alles. Als ein Knabe von
sechs Jahren war er hier im Walde gegangen, auf diesem
Platze hatte er Blumen gesucht, ein Wagen kam daher-
gefahren und hielt still, eine Frau stieg ab und hob ein Kind
herunter, und beide gingen auf dem grünen Platze auf und
ab und vor dem kleinen Franz vorüber. Das Kind, ein lieb-
liches blondes Mädchen, kam zu Franz und bat um seine
Blumen, er schenkte sie ihr alle, ohne selbst seine Lieblinge
zurückzubehalten, indes ein alter Bedienter auf einem Wald-
horn blies und Töne hervorbrachte, die dem jungen Franz
damals äußerst wunderbar in die Ohren klangen; dann fuhren
die Fremden wieder fort, und er erwachte wie aus einem
Entzücken zu sich und den gewöhnlichen Empfindungen,
den gewöhnlichen Spielen, dem gewöhnlichen Leben von
einem Tage zum andern herüber. Dazwischen klangen immer
die holden Waldhorntöne in seine Existenz hinein, und vor
ihm stand wie der Mond das holde Angesicht des Kindes,
24