Landgrnf Friedrich II.
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mit zur Prachtentfaltung gehörte und dieser einen soliden Hinter-
grund in den Augen der Denkenden zu verleihen vermochte. Für
Hessen war der Mann der Pracht der Landgraf Friedrich II. Zwar
erwarb er zum Theil das Geld dazu aus dem Verkauf seiner Landes-
kinder, und dieser Zug steht wie ein Denkmal seiner Schande wohl un-
auslöschlicher in dem Trauerspiel unseres Dichters, als die marmorne
Statue auf dem Platz in Kassel, die er sich noch selber bei Lebzeiten
setzen ließ, unverfallen stehen wird; aber er wurde der Stifter der Maler-
und Bildhauer-Akademie (1776) mit der sich fünf Jahre später noch eine
Bau-Akademie vereinte, deren Direktor du Ny wurde. Diesem.verdankt
auch Kassel alle die Bauten, die schönen Colonnqden, das Opernhaus,
das Museum, katholische Kirche, welche der Stadt das Ansehn einer fürst-
lichen Residenz aufprägen.
Charakteristisch für die damalige Stellung der Künstler ist die
Einrichtung, nach welcher das Statut der Akademie hinter den Prä-
sidenten und den Vicepräsidenten drei Klassen setzt, von denen die
erste den Ehren- und briefwechselnden Mitgliedern so wie Liebhabern
d. h. den vornehmen Gönnern, „den Direktoren, Professoren und übri-
gen höhern Beamten" eingeräumt bleibt. Auch die Historienmaler und
Bildhauer, „welche Figuren machen", gehörten noch mit dazu. Dagegen
werden die Maler, die nur in einer Art Malerei, als Portraits, Land-
schaft, Blumen und dergl. vortrefflich sind, der zweiten Klasse zuertheilt.
In diese kamen auch „die Graveurs und Frauenzimmer, welche sich
durch ein oder andre Arbeit der Kunst unterscheiden." Die dritte Klasse
bestand aus „bloßen Kennern und Liebhabern." Im Uebrigen wurden
Preise ertheilt und Reisestipendien für drei Jahre auf Kosten des Land-
grafen. Schon im ersten Jahre nach ihrer Stiftung also im Geburts-
jahr Rauchs, veranstaltete die Akademie die erste ihrer öffentlichen Aus-
stellungen, von denen der prachtliebende Landgraf noch die siebente er-
lebte. Sie bestand aus 50 Kunstwerken. Es wurden zwei Medaillen
für Malereien, zwei für Zeichnungen ertheilt.
Friedrich der Große giebt dem Landgrafen Friedrich Schuld, nur
aus Liebe zum Ceremonial-Gepräge und zu den pomphaften Kirchen-
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mit zur Prachtentfaltung gehörte und dieser einen soliden Hinter-
grund in den Augen der Denkenden zu verleihen vermochte. Für
Hessen war der Mann der Pracht der Landgraf Friedrich II. Zwar
erwarb er zum Theil das Geld dazu aus dem Verkauf seiner Landes-
kinder, und dieser Zug steht wie ein Denkmal seiner Schande wohl un-
auslöschlicher in dem Trauerspiel unseres Dichters, als die marmorne
Statue auf dem Platz in Kassel, die er sich noch selber bei Lebzeiten
setzen ließ, unverfallen stehen wird; aber er wurde der Stifter der Maler-
und Bildhauer-Akademie (1776) mit der sich fünf Jahre später noch eine
Bau-Akademie vereinte, deren Direktor du Ny wurde. Diesem.verdankt
auch Kassel alle die Bauten, die schönen Colonnqden, das Opernhaus,
das Museum, katholische Kirche, welche der Stadt das Ansehn einer fürst-
lichen Residenz aufprägen.
Charakteristisch für die damalige Stellung der Künstler ist die
Einrichtung, nach welcher das Statut der Akademie hinter den Prä-
sidenten und den Vicepräsidenten drei Klassen setzt, von denen die
erste den Ehren- und briefwechselnden Mitgliedern so wie Liebhabern
d. h. den vornehmen Gönnern, „den Direktoren, Professoren und übri-
gen höhern Beamten" eingeräumt bleibt. Auch die Historienmaler und
Bildhauer, „welche Figuren machen", gehörten noch mit dazu. Dagegen
werden die Maler, die nur in einer Art Malerei, als Portraits, Land-
schaft, Blumen und dergl. vortrefflich sind, der zweiten Klasse zuertheilt.
In diese kamen auch „die Graveurs und Frauenzimmer, welche sich
durch ein oder andre Arbeit der Kunst unterscheiden." Die dritte Klasse
bestand aus „bloßen Kennern und Liebhabern." Im Uebrigen wurden
Preise ertheilt und Reisestipendien für drei Jahre auf Kosten des Land-
grafen. Schon im ersten Jahre nach ihrer Stiftung also im Geburts-
jahr Rauchs, veranstaltete die Akademie die erste ihrer öffentlichen Aus-
stellungen, von denen der prachtliebende Landgraf noch die siebente er-
lebte. Sie bestand aus 50 Kunstwerken. Es wurden zwei Medaillen
für Malereien, zwei für Zeichnungen ertheilt.
Friedrich der Große giebt dem Landgrafen Friedrich Schuld, nur
aus Liebe zum Ceremonial-Gepräge und zu den pomphaften Kirchen-