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Reise nach Rom, 1884—1805.
nicht; 8t. kanl, los Ourinslites sind ganz ruinirt; die Kathedrale über
der Saöne ist eine große und prächtige gothische Kirche. Der Haupt-
eingang hat drei prächtige Portale; das Schiff, das Innere der Kirche
giebt Einem schon beim Hereintreten durch die vielfarbige Brechung des
Lichts diese heilige Stimmung, die alle alten Baumeister so sehr be-
zweckten und erreichten und in neuerer Zeit bei allem Schwatzen und
Schreiben noch nie erreicht wenigstens Zn den sieben Wunderwerken der
Welt gezählt werden kann, Wenns ja reussirt ist. Die Seitenkapellen
sind ordentliche Kunststücke der Verzierungskunst; alle guten Malereien
sind herausgerissen, ein paar mittelmäßige Statuen sind stehen geblie-
ben, und unverletzt stehen auch noch alle Säulen, die die Kirche tragen.
Einen schöneren Anblick einer solchen langen Säulenreihe mit dieser
unermeßlichen Höhe habe ich nie gesehen. Meißen giebt dies allenfalls
im Kleinen, weil man darin diese schönen Proportionen wiederfindet,
die dem ganzen so angemessen sind. Dann ist diese röthliche Farbe
des Steines der ganzen Mauer, die den Totaleindruck vermehrt. Man
hat sie erst zum Gebrauch wieder hergestellt; da. contrastirt denn die
Kanzel und der Thron von buntem Tapetenpapier ganz verflucht zu
dem klebrigen."
„Wir stiegen den Berg herauf zu den römischen Ueberresten, die
römischen Bäder genannt. sSies liegen unter einem Weinberge, und
mit einem Licht wird man in diese Keller geführt; denn etwas Anderes
scheinen sie mir nicht zu sein, als ein starkes Gewölbe unter einem
Hause. Ist auch ganz so construirt. Die Mauern sind mit einem
marmorsesten, einem Zoll dicken, mit zerstoßenem Backstein angemachten
Kalk überzogen, wo die Lust wirken konnte, ists wandelbar geworden.
— Dann sieht man hier noch die Mauern eines Aquädukts, und oben,
besser herauf, die Saone; unterwärts sind noch die Gemächer in der
Erde zu sehen in gutem Zustande, wo die 11,000 Märtyrer sich auf-
opferten. Die Fußböden sind Mosaik. Ganze Schichten von Knochen
sind da aufgehäuft aus den Gewölben, wo sie begraben lagen, Alles
ist Marmor und diese noch nicht ganz verwischte Pracht machte auf mich
großen Eindruck. Auf diesen Gemächern aus römischer Zeit stand ein
Reise nach Rom, 1884—1805.
nicht; 8t. kanl, los Ourinslites sind ganz ruinirt; die Kathedrale über
der Saöne ist eine große und prächtige gothische Kirche. Der Haupt-
eingang hat drei prächtige Portale; das Schiff, das Innere der Kirche
giebt Einem schon beim Hereintreten durch die vielfarbige Brechung des
Lichts diese heilige Stimmung, die alle alten Baumeister so sehr be-
zweckten und erreichten und in neuerer Zeit bei allem Schwatzen und
Schreiben noch nie erreicht wenigstens Zn den sieben Wunderwerken der
Welt gezählt werden kann, Wenns ja reussirt ist. Die Seitenkapellen
sind ordentliche Kunststücke der Verzierungskunst; alle guten Malereien
sind herausgerissen, ein paar mittelmäßige Statuen sind stehen geblie-
ben, und unverletzt stehen auch noch alle Säulen, die die Kirche tragen.
Einen schöneren Anblick einer solchen langen Säulenreihe mit dieser
unermeßlichen Höhe habe ich nie gesehen. Meißen giebt dies allenfalls
im Kleinen, weil man darin diese schönen Proportionen wiederfindet,
die dem ganzen so angemessen sind. Dann ist diese röthliche Farbe
des Steines der ganzen Mauer, die den Totaleindruck vermehrt. Man
hat sie erst zum Gebrauch wieder hergestellt; da. contrastirt denn die
Kanzel und der Thron von buntem Tapetenpapier ganz verflucht zu
dem klebrigen."
„Wir stiegen den Berg herauf zu den römischen Ueberresten, die
römischen Bäder genannt. sSies liegen unter einem Weinberge, und
mit einem Licht wird man in diese Keller geführt; denn etwas Anderes
scheinen sie mir nicht zu sein, als ein starkes Gewölbe unter einem
Hause. Ist auch ganz so construirt. Die Mauern sind mit einem
marmorsesten, einem Zoll dicken, mit zerstoßenem Backstein angemachten
Kalk überzogen, wo die Lust wirken konnte, ists wandelbar geworden.
— Dann sieht man hier noch die Mauern eines Aquädukts, und oben,
besser herauf, die Saone; unterwärts sind noch die Gemächer in der
Erde zu sehen in gutem Zustande, wo die 11,000 Märtyrer sich auf-
opferten. Die Fußböden sind Mosaik. Ganze Schichten von Knochen
sind da aufgehäuft aus den Gewölben, wo sie begraben lagen, Alles
ist Marmor und diese noch nicht ganz verwischte Pracht machte auf mich
großen Eindruck. Auf diesen Gemächern aus römischer Zeit stand ein