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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0131
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Ankauf der Aegincten.

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für die künftige Walhalla zu machen, wofür er auf dies Jahr 40 Dukaten
Vorschuß erhielt.
Nach Zante aber schickte der Kronprinz den Bildhauer Marti»
Wagner. Man wollte in Zante den Versteigerungstag hinausschieben.
Man wußte die Engländer voraussichtlich mit ganz andern Mitteln
unterwegs, als Wagner zu bieten hatte. Der aber widersetzte sich dem
Aufschub, bot blindliugs seine 10000 Dukaten*) und erhielt zugeschlagen.
Zwar erschrak er nachher über die Trümmer; aber — es mußte dem
Prinzen alles glücken — von Thorvaldsens Meisterhand restaurirt,
nehmen jetzt die Aegkneten in der Glyptothek eine hervorragende
Stelle ein.**)
Rauch nahm mit aus München die Freundschaft des Kronprinzen,
der in ununterbrochenem Briefwechsel mit ihm blieb, und die ihn hoch-
erfreuende Bekanntschaft Schellings. Sonst aber sehnte er sich nach
Arbeitsruhe in Nom; denn immer noch fühlte er den Abschied aus
dein Humboldt'schen Hause nach. „Wie geht Alles so schnell vorüber
— schreibt er gerade am Tage der Audienz beim Kronprinzen — selbst
wenn wir uns gestehen müssen, es geht wirklich aller Hindernisse wegen
noch zu langsam." Mit Wehmuth und Bedauern fühlte er, daß das
Wiedersehen nach einjähriger Trennung schon wieder weit entfernt liegt
und daß er in der neuen Entfernung seine Hoffnungen an ein anderes
Wiedersehen (wer weiß wann und wie) zu knüpfen habe. „Doch dies
gelingt mit großer Anstrengung bisher schlecht. Auf der Landstraße
wie hier in den Gassen glaube ich immer, sie führen mich zu Ihnen,
zu ihnen Allen, und sonst war's immer anders. Das Ziel war mir
das Lebendigste vor meinen Sinnen; jetzt eile ich ihm entgegen, wie
*) ES sind Zecchincn, die mich venetianische Dukaten genannt werden, zu ver
sichen. Nach UrlichS Angaben (die Glyptothek König Ludwigs 1), die sich auf nn
widersprechlichcn Berichten Wagners gründen, ist obige Summe in vier Terminen gezahlt.
Wenn in den Akten der Glyptothek der Kaufpreis ans 70,000 Gulden angegeben ist, so
scheint in jener kriegsschwaugeren Zeit die Zecchiue auf den Werth von 7 Gnlden ge-
stiegen zu sein. Jedenfalls ist Thicle'S Angabe des Kaufpreises im Leben Thor-
valdsens (1. 287) auf 20,000 Scudi und Ran eh's Angabe in einem Briefe nn
Tieck vom 11. Juni 1813 auf 130000 Franken, nicht genau.
**) Thiele, Thorvaldsens Leben I, S. 267. 283.

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