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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0030
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Vor- und Frühgeschichte im Raum Schwäbisch Gmünd

goldenen Regenbogenschüsselchen von den Bettringer Markungen »Gügling« und
»Lindenhof«.
In der näheren und weiteren Umgebung der Oppida stoßen wir oft auf sogenannte
Viereckschanzen — große Anlagen mit Erdwall und Graben. Im Inneren nachgewie-
sene Opferschächte und Tempelchen weisen sie als spätkeltische Heiligtümer aus.
Bei der auf dem Gügling vorübergehend unter Denkmalschutz gestellten Schanze
dürfte es sich aufgrund der geringen Ausmaße wahrscheinlich um eine mittelalter-
liche Anlage handeln; der Volksmund spricht ja auch von einem benachbarten Flu-
stück als »Schwedenschanze«.
Auf der bekannten steinzeitlichen Fundstelle zwischen Brainkofen und Feinzell fan-
den sich auch die Reste einer spätkeltischen Siedlung. Unter den zahlreichen Scher-
ben befinden sich solche mit Graphitzusatz und Kammstrichverzierung. Spinnwirtel
geben den Hinweis, daß an dieser Stelle gewebt wurde. In Lorch ist ein Grab gefun-
den worden; ebenso am westlichen Dorfrand von Leinzell im Neubaugebiet »Au«.
Dieses Körpergrab enthielt ein Eisenschwert mit Scheide. Auf der Burg Hornberg
bei Neckarzimmern werden zwei hohle Bronzeringe der frühen Fatenezeit mit der
Fundortangabe »Alfdorf« aufbewahrt. In Böbingen, südöstlich des römischen
Kastells, wurde eine spätlatenezeitliche Fibel aus Bronze gefunden.
Aus antiken Schriftquellen ist bekannt, daß die in Südwestdeutschland lebenden
Helvetier um 58 v. Chr. nach Südwesten abgewandert sind. Kurz vor dem Beginn
der Zeitrechnung kam es dann noch einmal zu einem Rückgang der Bevölkerungs-
dichte, was sich in der Aufgabe von Siedlungen ausdrückt. Nach und nach sind Ger-
manen nachgerückt — insbesondere Sweben —, die seit dem Jahr 72 v. Chr. unter
Führung des Ariovist am Oberrhein standen.21 Da aber Funde aus germanischer Zeit
fast völlig fehlen, dürften die römischen Eroberer eine vorwiegend keltische Restbe-
völkerung angetroffen haben. Teilweise müssen Kelten in größerer Anzahl ansässig
gewesen sein, als die Römer und später die Alamannen ins Land eindrangen. Daraus
erklärt sich, daß die Neuankömmlinge Namen und Bezeichnungen von Gewässern
und Bergen von den keltischen Bewohnern übernahmen und fortführten (Rems,
Lein, Wieslauf, Alb, Ipf). In einem unbesiedelten, aufgegebenen Land wäre dies
nicht möglich gewesen.22
 
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