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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0032
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26

Schwäbisch Gmünd in fr Uh geschichtlich er Zeit

der Zeit war das Bewußtsein um die Entstehung der Bauwerke verlorengegangen.
Die frühesten schriftlichen Nachrichten über Bodendenkmäler stammen aus dem 17.
Jahrhundert und zeigen deutlich die Unkenntnis um deren römische Abkunft: Die
kilometerlange raetische Limesmauer konnte nur als Werk des Teufels erklärt wer-
den (»Teufelsmauer«), auf dem Schirenhof vermutete man ein »Heidenschloß« (Hei-
den = Vorchristen), das man dem Hunnenkönig zuschrieb (»Etzelburg«). Erst
gegen Ende des 18. bzw. Beginn des 19. Jahrhunderts setzte die wissenschaftliche
Ausdeutung und Erforschung ein.
Der Ohringer Archivar Christian E. ITanßelmann zeigt in seinem berühmten Werk
»Beweiß wie weit der Römer Macht . . .« (1768), das die Limesforschung in Baden-
Württemberg einleitete, daß er von der Lage der Remstalkastelle und dem Verlauf
des Limes noch keine gültigen Vorstellungen besaß. Andreas Büchner, Geschichts-
professor aus Regensburg, der 1820 das Remstal bereiste, zuvor aber durch örtliche
Forscher Kenntnisse erhalten hatte, legte schriftlich den römischen Ursprung der
Ruinen im Remstal fest. Ein Kastell auf dem Schirenhof vermutete 1847 der Hofdo-
mänenrat Karl F. Gok. Durch Grabungen wurden die Kastelle Schirenhof und
Böbingen 1886 unter dem württembergischen Generalstabschef Eduard von Kallee
nachgewiesen, von dessen Hand sich eine Skizze vom Schirenhof erhalten hat
(Abb. 4). Das Kastell Lorch fand Major Heinrich Steimle 1893 unter dem mittelalter-
lichen Ortskern; vergeblich hatte man bis dahin auf dem Klosterberg danach
gesucht. Steimle, von der 1892 gegründeten Reichslimeskommission als Bearbeiter
des Limesabschnittes im Remstal eingesetzt, gebührt das Verdienst, mit seinen
archäologischen Feldarbeiten und Veröffentlichungen die Grundlage für die wissen-
schaftliche Erforschung der römischen Militäranlagen des Gmünder Gebietes
geschaffen zu haben.
Auch die Fortführung seiner Arbeiten durch Oskar Paret, der 1935 den Limesverlauf
untersuchte, vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, daß die schwierigen Jahre
nach dem Ersten Weltkrieg und die folgende NS-Zeit der römischen Landesarchäo-
logie abträglich waren: 1936 — 1939 wurde das gesamte Vorderlager des Kastells
Böbingen abgegraben, ohne daß ein einziges Fundstück bekannt, geschweige denn
Beobachtungen festgehalten wurden.
Die größten Verluste brachten jedoch die fünfziger und sechziger Jahre. Mit der aus-
greifenden Bautätigkeit der Gemeinden wurden immer umfangreichere, bisher
außerhalb gelegene Flächen beansprucht. War in Lorch neben der römischen Sied-
lung ein Gräberfeld betroffen, so wurde am Schirenhof das gesamte Lagerdorf im
Vorfeld des Kastells überbaut, Vergleichbares gilt für Böbingen. Entscheidende Ver-
änderungen bewirkte das Denkmalschutzgesetz des Landes, das am 1.1. 1972 in
Kraft trat. Es erlaubte den Behörden, in anderem Umfang als bisher vor endgültiger
 
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