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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0083
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Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer

düng seiner Eltern verbunden fühlte: Er ließ die unten im Stift bestatteten Ahnen auf
den Klosterberg überführen und wollte auch selbst dort bestattet sein.25
Etwa zwei Wegstunden südlich von Lorch entfernt erhebt sich der Eiohenstaufen.
Auf dem Gipfel des Bergkegels hatte schon Konrads III. Vater Friedrich um 1070
seine Burg errichtet. Nach Berg und Burg hat er sich nunmehr genannt, wodurch er
zum eigentlichen »Staufer« wurde. Der kühne Entschluß — auch hier war Rivalität
im Spiel — hatte weitreichende Folgen. Der neue Herzogsitz wurde zum »Vorort«
für das Umland, zum Zentrum des »Stauferlands«, zum Regierungs- und Verwal-
tungsmittelpunkt, gleichsam zum Symbol für ein neues Verständnis mittelalterlich-
aristokratischer Herrschaft.26
Sichtbare Zeugen der Stauferzeit — die Stammburg auf dem Hohenstaufen wurde
1525 zerstört — sind bis heute eine Reihe von Trabantenburgen.27 Schon im 12. Jahr-
hundert nachweisbar ist die Burg Waldhausen auf dem heutigen Elisabethenberg. Ihr
folgten später die Festen Hohenrechberg, Ramsberg, Staufeneck, Filseck, Rechberg-
hausen und das Wäscherschloß, um nur den engeren Radius um den Hohenstaufen
zu umschreiben. Sicherlich war auch bei diesen Gründungen Geltungsbedürfnis
beteiligt, dieses Mal von seiten der Ministerialen und ihrer Familien, jenes Dienst-
mannenadels, den die Staufer hier wie anderswo mit wichtigen Aufgaben betrauten,
auch für die Zeit ihrer Abwesenheit. Daß es die Mannen bald auch in Lebensart und
Wohnweise den Herren gleichtun wollten und wie diese ihre Burgen bauten, lag in
der Natur der Dinge. Sache der Staufer war es, solche Initiativen in ein politisches
Gesamtkonzept einzubringen. »Für sie waren diese abhängigen Festen Stützpunkte
der herrschaftlichen Erfassung des Landes, Instrumente des Ausbaus ihrer Haus-
macht und der Sicherung des Königstums. Freilich nur so lange, als sie die Zügel fest
in der Hand hatten.«28
Auch die beiden nahegelegenen Klostergründungen Lorch und Adelberg gehören in
dieses Konzept. Bereits bei der Gründung von Lorch hatte sich Herzog Friedrich I.
die Schutzherrschaft über das Kloster Vorbehalten, die Vogtei als erbliches Recht,
das immer bei der älteren Linie der Familie verbleiben sollte — konservativ-eigen-
kirchliche Bestrebungen mitten in der Zeit des Investiturstreits.29 Etwa acht Jahr-
zehnte später wurde unter seinem Enkel Friedrich Barbarossa im Westen der Stamm-
burg das Prämonstratenserkloster Adelberg gegründet.30 Auch hier ließ der Kaiser
nach langen Verhandlungen die Vogtei für den jeweiligen Herrn von Staufen 1181
vertraglich absichern. Auf diese Weise war es jederzeit möglich, die Vorgänge im
Kloster von der Burg aus unter Kontrolle zu halten.
Über die Verhältnisse auf dem Land und in den Dörfern zur Zeit der Staufer ist
wenig bekannt; in der Regel handelt es sich um Rückschlüsse aus späterer Zeit. Doch
hat Hans-Martin Maurer31 am Sonderfall der Gemeinde Hohenstaufen gezeigt, daß
 
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