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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0087
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Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer
Höhenburg zusätzliche Sicherheit und erhielt von ihr Schutz und Rückendeckung in
Zeiten der Gefahr.
So entstand südwestlich der Stammburg auf der Flußterrassenlandschaft der Fils die
Stadt Göppingen. Hier in Göppingen (apud Geppingen) ist für das Jahr 1154 ein
Aufenthalt Friedrich Barbarossas mit großem Gefolge urkundlich bezeugt. Dies läßt
bereits auf eine städtische Siedlung schließen.42 Und auf der anderen Seite des
Hohenstaufens? Hier gab es schon lange östlich von Lorch im Mündungsgebiet von
Waldstetter Bach und Rems eine kleine Ansiedlung, die ähnlich günstige Vorausset-
zungen bot für die Entwicklung einer Stadt. Konnte auch sie trotz ihrer etwas größe-
ren Entfernung zum Hohenstaufen in jenes räumliche Gesamtkonzept einbezogen
werden?

Markt und Großburg — die Motive der Gründer
»Hauptberuf der Stadt ist es, Mittelpunkt ihrer ländlichen Umgebung ... zu sein«,
so der Geograph Robert Gradmann.43 Der stadtgeographische Begriff der »Zentra-
lität«, verstanden als relativer »Bedeutungsüberschuß« eines Ortes gegenüber seinem
Umland, hat in den letzten Jahren zunehmend auch in der historischen Forschung
Anwendung gefunden.44 Wichtigste zentrale Funktion besaß im Hochmittelalter der
Markt, der regelmäßige Warenaustausch zwischen Zentralort und Umland. Er vor
allem hat schließlich die Stadtwerdung begünstigt.45 Er lehnte sich — in der Regel
schon im Frühmittelalter — an einen herrschaftlichen Mittelpunkt an, an einen Ort,
der zugleich auch andere zentrale Aufgaben erfüllte, etwa als Mittelpunkt des
Gerichtswesens und der kirchlichen Organisation. Zweiter Faktor der Markt- und
Stadtentwicklung war der Fernhandel, wobei die Kaufleute ihre Stützpunkte mit
Vorliebe an Orten mit günstiger Straßenlage wählten.
Sicherlich ist es problematisch, in Ermangelung zeitgenössischer Quellen aus späte-
ren Hinweisen Rückschlüsse auf stauferzeitliche Verhältnisse zu ziehen. Und doch
ergeben verstreute Hinweise aus späterer Zeit unübersehbare Indizien, die beweisen,
daß schon bei der Stadtgründung Gmünds wirtschaftliche Überlegungen eine bedeu-
tende Rolle gespielt haben.
1. Gmünd als Knotenpunkt von Verbindungswegen der umliegenden Siedlungen
besitzt — darauf hat bereits Albert Deibele verwiesen46 — eine gewisse »natürliche«
Zentralität. Dies hängt vor allem mit seiner Lage als »Mündungsort« zusammen.
Schon der Ortsname »Gmünd« läßt auf eine Sonderstellung unter den umliegenden
-hofen-Orten schließen.47 Die Annahme liegt nahe, daß sich hier schon früh ein
herrschaftlicher Mittelpunkt befunden hat, ein Zentrum, in dessen Friedensbezirk
 
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