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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0351
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Wirtschaft und Wirtschaftsbeziehungen im 18. Jahrhundert

Behörde kann kein neues Unternehmen die Produktion aufnehmen. Sicher können
die Maßstäbe dieser beiden heutigen Wirtschaftssysteme nicht ohne weiteres auf das
Wirtschaftsgebaren im 18. Jahrhundert übertragen werden. Dennoch sind im dama-
ligen Wirtschaftsablauf eindeutige Merkmale eines zentralgeleiteten Wirtschaftssy-
stems erkennbar: Magistrat und Zünfte schrieben die Produktionsmengen vor,
schränkten die Produktionsarten in den einzelnen Berufen ein und verhinderten
durch Dekrete die Fertigung anderer Erzeugnisse. Niemand konnte einen Gewerbe-
betrieb eröffnen, ohne einer Zunft anzugehören. Nach diesen Merkmalen, die einer
Planwirtschaft eigen sind, lief der Wirtschaftsprozeß innerhalb der Gewerbebetriebe
ab.
Die Handelshäuser dagegen gestalteten den Wirtschaftsablauf etwas anders. In ihrem
Geschäftsgebaren war das Streben nach Gewinnmaximierung primär. Einen Verkauf
mit Verlusten gab es kaum. Mit dem »erwirtschafteten Gewinn« kauften die Han-
delshäuser Grundstücke und bauten Häuser. Noch heute lassen sich in Schwäbisch
Gmünd viele Häuser als den damaligen Handelsherren gehörend nachweisen. Die
von ihnen ausgeübte freie Marktwirtschaft brachte nur ihnen enormen Gewinn und
Reichtum.
Beide Systeme funktionierten nicht, sie liquidierten sich. Die Planwirtschaft entzog
dem Gewerbe die unternehmerische Entfaltung, und die freie Marktwirtschaft kann
nur funktionieren, wenn alle Wirtschaftssubjekte bereit sind, Bedürfnisse freiwillig
in bestimmten Grenzen zu halten. Magistrat, Zünfte und Handelshäuser übergaben
eine im Bereich Wirtschaft suizide Reichsstadt an Württemberg, beeinflußt durch die
verwandtschaftlichen Verflechtungen von Magistrat, Zunftmeister, Achtmeister und
Handelsherren.
 
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