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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0467
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Schwäbisch Gmünd von 1894 bis 1945

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eine Verbindung eingegangen war. Zentrum und Bürgerpartei verfügten mit 15 Man-
daten über die Mehrheit. Außer ihnen erhielt die Deutsche Demokratische Partei,
die Vorgängerin der FDP von heute, sechs Sitze, die Vereinigte Arbeiterpartei vier
und die Sozialdemokratische Partei drei Sitze. Ein Wort zur Vereinigten Arbeiter-
partei: Sie bestand in der Hauptsache aus linken Sozialdemokraten, aus »Unabhängi-
gen«. Die Unabhängigen waren eine vorübergehende Erscheinung; ein Teil von
ihnen fand später zur SPD zurück, die anderen stießen zur KPD, die am 30. Dezem-
ber 1918 gegründet worden war. Unter den am 25. Mai 1919 gewählten Stadträten
befanden sich bekannte Namen. Beim Zentrum Rektor August Pollich, der zugleich
Landtagsabgeordneter war, Dr. Alfred Wörner, der leitende Arzt am Spital, Bäcker-
meister Moritz Schall, der einst in lebhafter Verbindung mit Matthias Erzberger
stand, und Alois Mahringer, der bald die führende Rolle in der Rathausfraktion des
Zentrums spielte. Für die rechtsstehende Bürgerpartei rückte Professor Walter Klein
in den Gemeinderat ein. Die Deutschen Demokraten entsandten wiederum Her-
mann Erhard und als neues Mitglied den Redakteur der Gmünder Zeitung, Emil
Kühle. Der Bekannteste auf der Liste der Vereinigten Arbeiterpartei war
Gewerkschaftssekretär Karl Bihlmaier. Diese Partei entsandte auch eine Frau in den
Gemeinderat, Anna Ramsayer; sie war die erste Gmünder Stadträtin. Bei den Sozial-
demokraten wurde wiederum Christian Zehnder in den Gemeinderat gewählt. In
diesem neuen Gemeinderat wurde die Sitzordnung nach Fraktionen eingeführt und
außerdem zwei Abteilungen gebildet: eine Verwaltungs- und eine Bauabteilung.
Später erhielt die Verwaltungsabteilung die Bezeichnung »Innere Abteilung«. Ihre
Verhandlungen waren nichtöffentlich. Die Innere Abteilung spielte in dem Jahr-
zehnt vor 1933 eine große Rolle.
Ein Kennzeichen der Nachkriegszeit war die Knappheit an Wohnungen in Gmünd,
der Wohnungsneubau kam erst allmählich in Gang. So mußte die Stadtverwaltung
neue Wege beschreiten, um der Wohnungsnot zu begegnen und billige Wohnungen
zu beschaffen. Bereits im Juni 1918 wurde bei der Stadt ein Wohnungsamt gebildet.
Neue Wohnungen entstanden an der Buchstraße; vor allem aber suchte man Wohn-
raum durch Einbau in bestehenden Häusern zu gewinnen. Dies geschah im Korn-
haus, im Schützenhaus und im Dachstock der Grät. Die Stadt suchte auch das Barak-
kenlager bei Gotteszell — heute der städtische Festplatz — für Wohnzwecke freizu-
bekommen, zunächst ohne Erfolg. Als sie dann doch später das Barackenlager
erwerben konnte, waren auch dort Wohnungen eingebaut.
1919 wurde die Stadtkaserne (= Prediger) erworben, auch hier wurden sofort Woh-
nungen eingebaut.76 Außerdem erwarb die Stadt im Zentrum drei frühere Brauerei-
bzw. Gasthauskomplexe: am Marktplatz den »Bären« und den »Mohren«, in der
Ledergasse den »Roten Ochsen« (heute Deutsche Bank). Auch hier wurden Woh-
 
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