Schwäbisch Gmünd von 1945 bis 1972
499
Gmünd 1966 wurden 117 Betriebe mit 1979 Beschäftigten registriert.88 Von jeher ist
die Gablonzer Industrie mit der Glaserzeugung verknüpft, und so lag es nahe, in
Gmünd eine Glashütte zu errichten. Auch einige Betriebe der Silberwarenindustrie
hatten daran Interesse.89 So wurde am Ziegelberg neben der ZF eine Glashütte
gebaut, die dann den Namen Cäcilienhütte bekam. Die Gesellschaft, die sie betrieb,
war eine Gemeinschaftsveranstaltung von Stadt und Kreis, einer Gruppe von Gmün-
der Silberwarenfabriken, der Südlicht-GmbH und der Gablonzer Genossenschaft.
Die Hütte wurde 1949 in Betrieb genommen. Sie erzeugte in ihren guten Jahren
monatlich etwa 100 Tonnen Glas, die dann zu Perlen, Schmucksteinen, Knöpfen
und Modeschmuck verarbeitet wurden. Die Gablonzer Betriebe verwendeten für
ihre Erzeugnisse keineswegs nur Glas. Metalle, Holz und Kunststoff waren gleich-
falls viel verwertete Rohstoffe. Bald jedoch entwickelte sich die Cäcilienhütte zu
einem Sorgenkind.90 Das Experiment scheiterte in der ersten Phase, weil die Interes-
sen der Beteiligten zu verschiedenartig waren und weil das von den Stadtwerken
gelieferte Leuchtgas für die Glaserzeugung ungeeignet war. Aber auch nach der
Übernahme durch die Josephinenhütte (1959) konnte die Hütte nicht bestehen. Sie
lieferte nun das Rohglas für die Josephinenhütte; ihre Einrichtungen waren jedoch
veraltet. Man hätte völlig neu bauen müssen, und so kam 1978 das Ende.
Um die verschiedenen Glashütten in Schwäbisch Gmünd, die Reitstallhütte, die
Cäcilienhütte und dann die Wiesenthalhütte hat sich Ingenieur Ludwig Breit ver-
dient gemacht. Eine Zeitlang betreute er alle drei. In den fünfziger Jahren baute er im
Industriegelände unter Buch seine eigene Hütte, eben die Wiesenthalhütte, neu auf.91
Diese war 1868 nahe Gablonz entstanden. Ausstellungen der Gmünder Wiesenthal-
hütte in Bremen waren ein großer Erfolg.
Nicht zu den Gablonzern, wohl aber zur Gmünder Glasindustrie gehörig, ist die
Josephinenhütte, die heute stillgelegt ist. Sie war einst in der schlesischen Heimat in
Schreiberhau ein traditionsreiches Unternehmen, tätig in der Glaserzeugung und in
der Glasverarbeitung. Ihre Erzeugnisse waren weltbekannt. Nach der Vertreibung
kam Gotthard Graf Schaffgotsch nach Gmünd und begann 1951 mit drei Mitarbei-
tern eine Glasschleiferei aufzubauen. Ein Großauftrag aus Argentinien half, die
Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. 1954 konnte man den Neubau unterm Buch
beziehen.92 Mit der Josephinenhütte zog auch die Gebr. Feix-GmbH in Gmünd ein.
Beide Firmen fertigten hochwertige geschliffene Gläser und Bleikristallwaren.
Von der Stagnation zur Vollbeschäftigung
Die Lage in der Edelmetallindustrie war in den ersten Wochen nach der Währungs-
reform schwierig.93 Die Kassen waren leer, bares Geld mußte mühsam zusammenge-
499
Gmünd 1966 wurden 117 Betriebe mit 1979 Beschäftigten registriert.88 Von jeher ist
die Gablonzer Industrie mit der Glaserzeugung verknüpft, und so lag es nahe, in
Gmünd eine Glashütte zu errichten. Auch einige Betriebe der Silberwarenindustrie
hatten daran Interesse.89 So wurde am Ziegelberg neben der ZF eine Glashütte
gebaut, die dann den Namen Cäcilienhütte bekam. Die Gesellschaft, die sie betrieb,
war eine Gemeinschaftsveranstaltung von Stadt und Kreis, einer Gruppe von Gmün-
der Silberwarenfabriken, der Südlicht-GmbH und der Gablonzer Genossenschaft.
Die Hütte wurde 1949 in Betrieb genommen. Sie erzeugte in ihren guten Jahren
monatlich etwa 100 Tonnen Glas, die dann zu Perlen, Schmucksteinen, Knöpfen
und Modeschmuck verarbeitet wurden. Die Gablonzer Betriebe verwendeten für
ihre Erzeugnisse keineswegs nur Glas. Metalle, Holz und Kunststoff waren gleich-
falls viel verwertete Rohstoffe. Bald jedoch entwickelte sich die Cäcilienhütte zu
einem Sorgenkind.90 Das Experiment scheiterte in der ersten Phase, weil die Interes-
sen der Beteiligten zu verschiedenartig waren und weil das von den Stadtwerken
gelieferte Leuchtgas für die Glaserzeugung ungeeignet war. Aber auch nach der
Übernahme durch die Josephinenhütte (1959) konnte die Hütte nicht bestehen. Sie
lieferte nun das Rohglas für die Josephinenhütte; ihre Einrichtungen waren jedoch
veraltet. Man hätte völlig neu bauen müssen, und so kam 1978 das Ende.
Um die verschiedenen Glashütten in Schwäbisch Gmünd, die Reitstallhütte, die
Cäcilienhütte und dann die Wiesenthalhütte hat sich Ingenieur Ludwig Breit ver-
dient gemacht. Eine Zeitlang betreute er alle drei. In den fünfziger Jahren baute er im
Industriegelände unter Buch seine eigene Hütte, eben die Wiesenthalhütte, neu auf.91
Diese war 1868 nahe Gablonz entstanden. Ausstellungen der Gmünder Wiesenthal-
hütte in Bremen waren ein großer Erfolg.
Nicht zu den Gablonzern, wohl aber zur Gmünder Glasindustrie gehörig, ist die
Josephinenhütte, die heute stillgelegt ist. Sie war einst in der schlesischen Heimat in
Schreiberhau ein traditionsreiches Unternehmen, tätig in der Glaserzeugung und in
der Glasverarbeitung. Ihre Erzeugnisse waren weltbekannt. Nach der Vertreibung
kam Gotthard Graf Schaffgotsch nach Gmünd und begann 1951 mit drei Mitarbei-
tern eine Glasschleiferei aufzubauen. Ein Großauftrag aus Argentinien half, die
Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. 1954 konnte man den Neubau unterm Buch
beziehen.92 Mit der Josephinenhütte zog auch die Gebr. Feix-GmbH in Gmünd ein.
Beide Firmen fertigten hochwertige geschliffene Gläser und Bleikristallwaren.
Von der Stagnation zur Vollbeschäftigung
Die Lage in der Edelmetallindustrie war in den ersten Wochen nach der Währungs-
reform schwierig.93 Die Kassen waren leer, bares Geld mußte mühsam zusammenge-