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Vom Kaiserreich über die Zeit der Weltkriege bis zur demokratischen Republik
Julius Erhard, das Kunstgewerbemuseum und die Sammlungen des Naturkundever-
eins. Mit dem Übergang an die Stadt verbesserte sich die Finanzlage des Museums.
Wertvolle Stücke konnten durch Ankauf erworben werden, dazu kamen Leihgaben
aus dem Besitz der Münstergemeinde, bzw. aus dem Münsterschatz. In einem Ent-
wurf schrieb Walter Dürr, der Leiter des Museums, vor dessen Aufstellung im Pre-
diger: »Das Museum muß dazu beitragen, den Weg zu einer sinnvollen Betätigung in
der Freizeit zu finden ... Es geht uns nicht in erster Linie darum, Wissen zu vermit-
teln, sondern den Weg zur Anschauung des Gewachsenen in der Landschaft und
zum kunstvoll Gemachten in der Menschenwelt zu zeigen.«213 Folgerichtig beginnt
der Rundgang durch das Museum mit der sichtbar gemachten gewachsenen Gmün-
der Landschaft.
Aus der Volksbildungsbewegung des 19. Jahrhunderts sind die Volksbüchereien ent-
standen, die vielfach, so auch in Gmünd, zunächst von Volksbildungsvereinen ins
Leben gerufen wurden. Die Gmünder Volksbücherei ging im Dritten Reich an die
Stadt über. Nach 1945 mußte die Stadtbücherei wieder von vorne beginnen. In den
ersten Nachkriegsjahren waren die Anregungen aus Amerika und England besonders
stark. So wurde die Amerikanische Bücherei als Freihandbücherei eingerichtet, in
der jeder Besucher selbst auswählen konnte, während er bisher von der Theke aus
beraten und bedient wurde. Eine Freihandbücherei ist längst auch die Stadtbücherei
geworden. Auch der Aufbau hat sich geändert: Lag früher der Schwerpunkt bei der
»schönen Literatur«, so dominiert heute in breitem Umfang das Sachbuch.214 Die
Bücherei sieht ihre Aufgabe auch darin, Einrichtungen der Fortbildung, des zweiten
Bildungswegs, nachhaltig zu unterstützen.
Das Archiv ist eine relativ junge Einrichtung in Gmünd; es besteht seit 1930. Zuvor
waren die hier noch vorhandenen Archivalien völlig unzulänglich untergebracht und
drohten zu verderben. Die Gmünder Bestände erhalten, ein reiches Material zur
Stadtgeschichte gesammelt und manches davon aufbereitet zu haben, ist das Ver-
dienst von Albert Deibele. Ihm hat die Stadt im Jahre 1969 das Ehrenbürgerrecht
verliehen. Aufgrund dieser Vorarbeiten schuf Dr. Alfons Nitsch, bis 1945 Direktor
des Staatsgymnasiums in Brünn, mit den Regesten des Hl.-Geist-Spitals (1965) und
der Reichsstadt (1966/67) ein Werk, das zum erstenmal der Gmünder Ortsgeschichte
eine feste Grundlage gab. Alfons Nitsch starb 1966, noch vor Erscheinen des zwei-
ten Bandes der Urkunden und Akten. Das Urkunden- und Aktendepot der Reichs-
stadt befindet sich allerdings nicht in Gmünd; dieses weit ins Mittelalter hinaufrei-
chende Archiv ist zum größten Teil in Staatsbesitz übergegangen und befindet sich
heute im Staatsarchiv Ludwigsburg.215 Wertvolle Erwerbungen gelangen dem Stadt-
archiv in den dreißiger Jahren mit der Übernahme des Spitalarchivs, welches bis ins
13. Jahrhundert hinaufreicht, und des Gräflich Beroldingischen Archivs auf Schloß
Vom Kaiserreich über die Zeit der Weltkriege bis zur demokratischen Republik
Julius Erhard, das Kunstgewerbemuseum und die Sammlungen des Naturkundever-
eins. Mit dem Übergang an die Stadt verbesserte sich die Finanzlage des Museums.
Wertvolle Stücke konnten durch Ankauf erworben werden, dazu kamen Leihgaben
aus dem Besitz der Münstergemeinde, bzw. aus dem Münsterschatz. In einem Ent-
wurf schrieb Walter Dürr, der Leiter des Museums, vor dessen Aufstellung im Pre-
diger: »Das Museum muß dazu beitragen, den Weg zu einer sinnvollen Betätigung in
der Freizeit zu finden ... Es geht uns nicht in erster Linie darum, Wissen zu vermit-
teln, sondern den Weg zur Anschauung des Gewachsenen in der Landschaft und
zum kunstvoll Gemachten in der Menschenwelt zu zeigen.«213 Folgerichtig beginnt
der Rundgang durch das Museum mit der sichtbar gemachten gewachsenen Gmün-
der Landschaft.
Aus der Volksbildungsbewegung des 19. Jahrhunderts sind die Volksbüchereien ent-
standen, die vielfach, so auch in Gmünd, zunächst von Volksbildungsvereinen ins
Leben gerufen wurden. Die Gmünder Volksbücherei ging im Dritten Reich an die
Stadt über. Nach 1945 mußte die Stadtbücherei wieder von vorne beginnen. In den
ersten Nachkriegsjahren waren die Anregungen aus Amerika und England besonders
stark. So wurde die Amerikanische Bücherei als Freihandbücherei eingerichtet, in
der jeder Besucher selbst auswählen konnte, während er bisher von der Theke aus
beraten und bedient wurde. Eine Freihandbücherei ist längst auch die Stadtbücherei
geworden. Auch der Aufbau hat sich geändert: Lag früher der Schwerpunkt bei der
»schönen Literatur«, so dominiert heute in breitem Umfang das Sachbuch.214 Die
Bücherei sieht ihre Aufgabe auch darin, Einrichtungen der Fortbildung, des zweiten
Bildungswegs, nachhaltig zu unterstützen.
Das Archiv ist eine relativ junge Einrichtung in Gmünd; es besteht seit 1930. Zuvor
waren die hier noch vorhandenen Archivalien völlig unzulänglich untergebracht und
drohten zu verderben. Die Gmünder Bestände erhalten, ein reiches Material zur
Stadtgeschichte gesammelt und manches davon aufbereitet zu haben, ist das Ver-
dienst von Albert Deibele. Ihm hat die Stadt im Jahre 1969 das Ehrenbürgerrecht
verliehen. Aufgrund dieser Vorarbeiten schuf Dr. Alfons Nitsch, bis 1945 Direktor
des Staatsgymnasiums in Brünn, mit den Regesten des Hl.-Geist-Spitals (1965) und
der Reichsstadt (1966/67) ein Werk, das zum erstenmal der Gmünder Ortsgeschichte
eine feste Grundlage gab. Alfons Nitsch starb 1966, noch vor Erscheinen des zwei-
ten Bandes der Urkunden und Akten. Das Urkunden- und Aktendepot der Reichs-
stadt befindet sich allerdings nicht in Gmünd; dieses weit ins Mittelalter hinaufrei-
chende Archiv ist zum größten Teil in Staatsbesitz übergegangen und befindet sich
heute im Staatsarchiv Ludwigsburg.215 Wertvolle Erwerbungen gelangen dem Stadt-
archiv in den dreißiger Jahren mit der Übernahme des Spitalarchivs, welches bis ins
13. Jahrhundert hinaufreicht, und des Gräflich Beroldingischen Archivs auf Schloß